Firmenzentralen: Red Bull, Peter Blau und FOB

Drei Beispiele von Unternehmenszentralen, die Preise gewinnen und Mitarbeiter verwöhnen. Mehr zum Thema Arbeitswelten in der "Presse"-Büroselektion.

Manche von ihnen muten an wie die Paradiese der Werktätigen: Wenn man sich die Fotos des kürzlich eingeweihten Red- Bull-Hauptquartiers in Fuschl am See („Die Presse“ hat berichtet) ansieht, fragt man sich, ob die Mitarbeiter hier nicht fairerweise Kurtaxe entrichten sollten.

(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)



Vom Künstler Jos Pirkner als eine Verschmelzung von Kunst, Architektur und Natur konzipiert und erschaffen, warten hier zwei vulkanförmige Gebäude aus Glas, Stein und Stahl auf die rund 700 Angestellten. Rundherum finden sich eine Wasserlandschaft, ein Park mit vulkanischen Pflanzen, ein Labyrinth aus weißen Steinen und eine beleuchtete Wassersäule auf dem insgesamt 3,5 Hektar großen Areal. Zwölf Jahre lang hat der Osttiroler Bildhauer und Architekt an der Welt aus Bronze, Glas, Basalt und Granit gearbeitet und seine Überzeugung, dass eine schöne Umgebung zu Höchstleistungen inspiriert, umgesetzt. Bauherr Dietrich Mateschitz hat seinem langjährigen Freund bei dem Projekt weitgehend freie Hand gelassen und – wie das noble Schweigen über die Kosten des Prachtbaus vermuten lässt – wohl auch ein großzügiges Budget zur Verfügung gestellt. Und mit diesem zeigt der Konzern vor, wie sich Firmenlogo und Corporate Identity beeindruckend in die Unternehmensarchitektur einbauen lassen: Wo andere Firmen ein beleuchtetes Schild mit dem Logo anbringen, drängen hier 14 wuchtige bronzene Bullen ins Freie. Die 24 Meter lange Skulptur ist die größte ihrer Art in Europa.

Neuartiges Energiekonzept. Bronze spielt auch bei dem mehrfach ausgezeichneten Firmensitz der Peter Blau GmbH in Wien eine wichtige, wenn auch weniger wuchtige Rolle. Denn der Farbton dominiert das moderne Gebäude von der Fassade bis zu den Bodenbelägen. „Zwar stand zunächst bei der Farbwahl natürlich Blau zur Debatte“, erinnert sich Architekt Andreas Prehal von Poppe*prehal an die naheliegende Idee der namensgleichen Bauherren, „schließlich hat man sich aber auf die Farbe des Materials geeinigt, mit dem das Unternehmen sein Geld verdient“. Denn die Blau GmbH handelt mit Buntmetallen, und so ist das Glas der Fassade nun mit einem Bronzestich getönt, sind die geschliffenen Bitoterrazzoböden in Kupferrot und Braun gehalten. Eine große Glasscheibe im Inneren des Gebäudes strahlt dennoch in Blau. So viel Bezug zum Namen sollte und musste dann doch sein.

(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)



Die Grundidee des Neubaus war abseits aller Farbspiele, ein attraktives Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter zu schaffen, das auch langfristig genug Platz für das stetig expandierende Unternehmen bietet. Dafür sorgen architektonische Platzhalter, die heute wie eine Kunstinstallation aussehen, in der Zukunft aber eine tragende Rolle spielen werden: Metallsteher stecken hier einen Bereich des Gartens ab, der zusätzlich bebaut werden kann, außerdem kann ein noch offener Bereich, den die Mitarbeiter derzeit als Pausenterrasse nutzen, bei Bedarf schnell in überdacht und in zusätzliche Büroräume verwandelt werden. Eine besondere Herausforderung für die Architekten stellten die Wünsche der Bauherren nach einer möglichst uneinsichtigen Lagerhalle in Kombination mit einem sehr transparenten Bürotrakt dar, der dem offenen und guten Büroklima Rechnung tragen sollte. Dies alles unter höchsten ökologischen Ansprüchen, versehen mit einem neuartigen Energiekonzept, das den Bauherren sehr am Herzen lag. Keine leichte Aufgabe bei einer außen vollkommen glatten Glasfassade. „Von der thermischen Hülle her ist das natürlich eine Energieschleuder“, gibt Prehal zu. „Aber da wir zur Erfüllung der Brandschutzbestimmungen ohnehin Sprinklerbecken gebraucht haben, haben wir diese als Energiepuffer genutzt“, so der Architekt über das absolut innovative Konzept, das anfangs als nicht verwirklichbar galt. Heute generiert eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach Energie, die in den Becken gespeichert wird, womit eine Energiedeckung von 80 Prozent erreicht wird. Und dem Bauwerk bereits Preise einbrachte, bevor noch die ersten Mitarbeiter ihre Schreibtische bezogen hatten: Das Unternehmen konnte 2013 den Klima:aktiv-Preis und den Umweltpreis der Stadt Wien entgegennehmen.

Arbeiten und Freizeit. Beim Bau des Firmensitzes des Fassadenherstellers FOB – Face of Buildings im burgenländischen Oberpullendorf stand neben dem nachhaltigen und ökologischen Bauen vor allem das Motto „Office off“ im Vordergrund. Das sollte den Gedanken des In-die-Arbeit-Gehens in den Hintergrund treten lassen. Und so gibt es in der dreigeschoßigen, verwegen anmutenden Holzkonstruktion integrierte Besprechungs- und Treffpunktzonen, angeschlossene Wohnungs- und Ruhebereiche und ein Fitnessstudio, das sich die Mitarbeiter selbst finanziert haben.

(c) Paul Ott



Außerdem ist die Errichtung eines Gemüsegartens samt der Haltung von Eseln, Schafen und Hühnern in Planung, dessen Bewirtschaftung durch die Mitarbeiter erfolgen soll. „In den 1920er-Jahren hat man gesagt: ,Arbeiten, Wohnen und Sport gehören getrennt.‘ Unser Ansatz ist, dass es heute um ein Miteinander all dieser Bereiche geht“, erklärt Architekt Heribert Wolfmayr vom Architekturbüro Heri & Salli. Die Mitarbeiter wurden von Anfang an in die Planung und Konzeption einbezogen. In enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, den mit den Architekten eine langjährige Freundschaft verbindet, entstand hier 2011 ein für die Region in jeder Hinsicht außergewöhnliches Bauwerk: ein Holzrasterkubus mit einem innenliegenden unregelmäßig geknickten, gefalteten, ineinandergeschobenen Korpus aus Lärchenholz und Glas sowie drei blechverkleideten Kuben samt Schiebefenster. Der Architekturpreis des Landes Burgenland war dem ungewöhnlichen Bau heuer sicher.

Im Inneren finden sich geknickte Wandflächen, sichtbare Balken und Stützen, die auch als Klettergerüst oder Montagehilfen für Fassaden dienen – und vor allem eine offene Atmosphäre, „in der es ein Zusammenspiel von oben und unten gibt“, wie es Wolfmayr formuliert. Ähnlich wie bei der Peter Blau GmbH wurde hier aus einer feuerpolizeilichen Not eine Tugend gemacht. „Die Mitarbeiter waren am alten Firmenstandort zu Mittag immer ins nahegelegene Freibad gegangen“, berichtet Wolfmayr, „und das war eine Gewohnheit, die sie unbedingt beibehalten wollten.“ So wurde der Löschteich auf dem Gelände kurzerhand zum Swimmingpool umfunktioniert – schließlich ist Red Bull nicht der einzige Arbeitgeber im Land, dem seine Mitarbeiter eine Wasserlandschaft wert sind.

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