Inhaftierter Fatah-Chef Barghuti rief in Brief zu Gewalt auf. Machmud Abbas wirft Israel vor einen Religionskrieg zu provozieren.
Jerusalem. Großen Schaden richteten Brandstifter in der Moschee von Al Mughayir, nördlich von Ramallah, an. Muslimische Palästinenser bemerkten das Feuer, als sie gestern zum Morgengebet kamen. Ebenfalls gestern Früh flog ein Brandsatz auf die alte Synagoge in der arabisch-israelischen Kleinstadt Schfaram, der geringen Schaden anrichtete. In beiden Fällen sind die Täter flüchtig. Die Bürger von Al Mughayir halten radikale Siedler aus dem Umland für den Anschlag verantwortlich. Der Chef der Regionalverwaltung für die Siedlungen Gershon Mesika verurteilte den „pyromanischen“ Brandanschlag.
Angesichts der jüngsten Gewaltwelle beschuldigte Palästinenserpräsident Machmud Abbas Israel, einen Religionskrieg zu provozieren. Zentraler Konfliktpunkt ist der Kampf um den Tempelberg, der den frommen Anhängern beider Religionen heilig ist. Nationalreligiöse Aktivisten und Politiker aus Israel waren in den vergangenen Tagen demonstrativ auf den Tempelberg gezogen. Ähnlich kontraproduktiv für eine Beruhigung der aufgebrachten Lage dürfte der Ruf von Marwan Barghuti wirken, dem inhaftierten Chef der Fatah im Westjordanland. Barghuti schrieb in einem Brief anlässlich des zehnten Todestages von Jassir Arafat, des früheren PLO-Chefs und Palästinenserpräsidenten, dass „die Wahl für den globalen und bewaffneten Widerstand“ der rechte Weg sei, um „Arafats Erbe, seine Ideen und Prinzipien“ weiterzutragen. Barghuti soll seit Veröffentlichung des Briefes in Einzelhaft sitzen. (kna)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2014)