Staatsbesuch: Wenn die Queen von der Spree winkt

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Die Monarchin Elizabeth II. besucht bis Freitag bereits zum fünften Mal Deutschland. Die positive Publicity kann die britische Regierung durchaus gut gebrauchen.

Berlin. Zumindest was das Wetter betrifft, da waren sich am Dienstag die User in sozialen Netzwerken einig, dürfte sich Queen Elizabeth II. während ihres Staatsbesuches in Deutschland wie zu Hause auf der Insel fühlen: In Berlin schüttet es seit Tagen – vorbildliches britisches Wetter eben. Mit der Queen wird Bundespräsident Joachim Gauck keine Fremde in der Stadt begrüßen. Bei ihrem ersten Besuch vor 50 Jahren war die Stadt noch geteilt, der Bürgermeister von West-Berlin hieß Willy Brandt, und unter seinen wachsamen Augen pflanzte die Monarchin eine Eiche im Tiergarten, die trotz Baumvandalismus – Schaulustige hatten Teile der umgegrabenen Erde entwendet – überlebt hat.

Seither war Elizabeth II. drei weitere Male offiziell in Deutschland sowie bei mehreren kleinen Terminen. Im Vorfeld ihres aktuellen Besuches ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel dann auch die deutsch-britische Freundschaft hochleben, nicht ohne einen Seitenhieb auf die ewig EU-kritischen Insulaner: „Ich wünsche mir, dass Großbritannien in der Europäischen Union bleibt.“ Nun, die Entscheidung darüber liegt nicht bei der Queen – über einen Verbleib in der EU wollen die Briten per Referendum entscheiden –, aber dafür wartet Gastgeber Gauck mit einem voll bepackten Programm für die 89-Jährige und ihren Mann, Prinz Philip, auf. Bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Berlin-Tegel am frühen Abend wurden 21 Salutschüsse abgefeuert, anschließend ging es zur Nachtruhe in das pompöse Hotel Adlon am Brandenburger Tor.

Kein Detail wird ausgelassen

Bei ihrem ersten Besuch in West-Berlin hatte die Monarchin noch die Vortragsreihe Queen Lectures initiiert, der sie am heutigen Mittwoch auch beiwohnen wird. Davor gibt es einen offiziellen Empfang bei Gauck, und auch eine Spreefahrt durch die Innenstadt, wo die Berliner der Queen zuwinken und die Queen mit ihrer viel zitierten Handbewegung zurückwinken kann. Geplant ist auch eine Kranzniederlegung mit Angela Merkel in der Neuen Wache, der Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewalt in der Promeniermeile Unter den Linden. Erstmals wird die Queen auch Frankfurt am Main besuchen (Donnerstag) sowie die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen (Freitag); das Konzentrationslager wurde im April 1945 von britischen Soldaten befreit. Zu dem Zeitpunkt war die Queen selbst Mitglied der Armee.

Die deutsche Presse ist jedenfalls in Aufruhr ob des hohen Besuches, kein Detail wird ausgelassen: Bei der Gartenparty in der britischen Botschaft Donnerstagabend soll es Fish & Chips geben, literweise Gin, und auch, was die Frau des britischen Botschafters zu diesem Anlass tragen wird, weiß man schon: ein Kleid von Mulberry nämlich. Über die Handtaschen der Queen wird ebenfalls eifrig gerätselt. Angeblich bedeutet das Wechseln der Tasche von der linken zur rechten Hand, oder umgekehrt, etwas. Und dann natürlich die große Frage: Was hat sie da eigentlich drinnen? Ein Handy?

Sniper auf den Dächern

Im 62. Jahr ihrer Krönung kann die Queen jedenfalls ansehnliche Umfragewerte vorweisen, nicht zuletzt dank ihres beliebten Enkels William und seiner Frau Kate, die jüngst – zum zweiten Mal – Eltern wurden. Die Beliebtheit färbt auch auf Berlin ab: Freitagvormittag will sich die Monarchin vor dem Brandenburger Tor zeigen, viele Zuschauer werden erwartet. Die positive Publicity kann die britische Regierung auch gut gebrauchen, zumal ihr EU-Referendum in Berlin nicht gut ankommt. Für die deutsche Hauptstadt bedeutet der Besuch auch erhöhte Sicherheitsstufe. Zudem haben auch die Windsors ihren Personenschutz aufgestockt, offenbar nach den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ in Paris. Auf den Gebäuden rund um das Adlon sollen Scharfschützen wachen – abgesehen davon ist die Gegend rund um das Brandenburger Tor für die Dauer des Staatsbesuches ohnehin gesperrt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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