Ausgerechnet eine Tochter der Katastrophenbank Dexia macht massiv gegen die Heta und die Republik Österreich mobil.
Als die Gläubigergruppe, die das Rückkaufangebot der Heta für Hypo-Anleihen strikt ablehnt, gestern medial in die Offensive ging, dürfte Finanzminister Schelling einen dicken Hals gekriegt haben. Sprecher dieser „100 Prozent oder nichts“-Gruppe ist nämlich ein gewisser Herr Munsberg, seines Zeichens Vorstandschef der deutschen Tochter der belgisch-französischen Dexia-Gruppe.
Dexia? Genau: Dexia. Jener Bankenkonzern, gegen dessen zweimaligem Zusammenbruch (2008 und 2011) die Hypo-Pleite richtig niedlich aussieht. Jene Bankengruppe, die französische, belgische, aber auch österreichische Steuerzahler viele Milliarden gekostet hat und die nur deshalb nicht in einem riesigen Konkursknall gänzlich vom Markt verschwunden ist, weil Frankreich, Belgien und Luxemburg noch immer mit einem hohen zweistelligen Milliardenbetrag garantieren.
Jene Dexia also, die in den ersten Jahren dieses Jahrtausends wohl zu den schlechtestgeführten Bankenkonzernen des Kontinents gehörte, die auf ihrem Weg wirklich keinen Griff in eine in Reichweite stehende finanzielle WC-Schüssel ausließ. Die (über ihre Deutschland-Tochter) nicht nur Hypo-Anleihen besitzt, sondern auch mit Griechenland-Anleihen schwere Verluste einfuhr. Jene Dexia, die als 49-Prozent-Aktionär maßgeblich beim An-die-Wand-fahren der österreichischen Kommunalkredit beteiligt war – und nur durch die Notverstaatlichung der Kommunalkredit 2008 durch die Republik Österreich vor größerem Schaden in diesem Fall bewahrt wurde.
Dieses Kleinod erfolgreichen Bankings macht sich nun also über seine deutsche Tochter als Führer des Gläubigerkonsortiums gegen die Heta wichtig. Gut zu wissen.
Wie wir wissen, haben famose Banken dieser Art in Europa durch ihr segensreiches Wirken seit 2008 insgesamt mehr als 600 Mrd. Euro an Steuerzahlergeld verbraten. Irgendwann muss Schluss sein mit dieser öffentlichen Alimentierung von Banker-Fehlspekulationen. Gut, dass der Finanzminister entschlossen scheint, dieses Ding jetzt ungeachtet aller Erfolgsrisken durchzuziehen.
Übrigens: Es ist nicht der erste Krach der Dexia mit der Republik Österreich. Der Kommunalfinanzierer hatte schon wegen seines „Schnitts“ bei der Kommunalkredit-Verstaatlichung geklagt. Allerdings mit wenig Erfolg: Die Klage wurde im Vorjahr letztinstanzlich abgewiesen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2016)