Wo Herr Elmayer noch „Alles Walzer!“ sagt

Kleiner Neubauer Opernball
Kleiner Neubauer Opernball(c) Winfried Barowski
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Der „Kleine Neubauer Opernball“: ein großes Vergnügen.

„Klein“: Das muss nicht groß was zu bedeuten haben. Sicher, der „Kleine Neubauer Opernball“ kann nicht mit Tausenden Gästen aufwarten wie sein großer Wiener Namensvetter, aber grob geschätzt 800 Ballbesucher – das ist nicht gerade das, was man, ohne zu zögern, „Kleinveranstaltung“ nennen würde. Da wundert es dann auch nicht mehr, dass der „Kleine Neubauer Opernball“ in keinem Opernhaus, sondern im Wiener Rathaus, und folglich nicht in Wien Neubau, sondern, knapp, aber doch, im ersten Bezirk residiert. Was dem allgemeinen Vergnügen, gleich vorweg gesagt, an diesem späten Nachmittag und frühen Abend naturgemäß nicht den geringsten Abbruch tut.

Am späten Nachmittag und frühen Abend deshalb, da sich der „Kleine Neubauer Opernball“ primär an Seniorinnen und Senioren richtet. Ein „Dankeschön an die Aufbaugeneration Wiens“ sollte er sein, so der Gründungsgedanke vor mehr als 50 Jahren. Und diese Aufbaugeneration ist eben mittlerweile nicht mehr durchgängig dazu gestimmt, sich Ballnächte um die Ohren zu schlagen. Das seinerseits heißt allerdings noch lange nicht, dass sie verlernt hätte zu feiern. Denn dazu, wie bekannt, muss es ja nicht notwendigerweise zwei, drei, vier Uhr morgens sein.

Im Übrigen hat der „Kleine Neubauer Opernball“ mit Wiens Society-Ereignis Nummer eins nur den Termin, mit Neubau nur den Gründer und Veranstalter, die ÖVP Wien Neubau, gemein. Und als Erinnerung an vergangene Opernball-Tage den Gestalter der Eröffnung, Thomas Schäfer-Elmayer, der hier noch immer, es geht gegen fünf Uhr nachmittags, „Alles Walzer!“ kommandieren darf.
Davor haben die Ehrengäste beim Empfang im rathäuslichen Stadtsenatssitzungssaal – und als Referenz an das diesjährige Ballmotto, 150 Jahre Ausgleich Österreich-Ungarn - eine Original-Kaiserin Sisi in blitzweißem Kostüm stehen sehen, passenderweise unter dem monumentalen Porträt Bürgermeister Zilks (als wär’s Helmut der Letzte gewesen). Und dass die anschließenden offiziösen Eröffnungsworte honorabelster Honoratioren, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter an der Spitze, seitens der Ballbesucher weniger Interesse fanden als die wenig später rundum servierten Putenschnitzel mit Erdäpfelsalat, sollte jene nicht wirklich überrascht haben, geschieht doch Ähnliches bald einmal dort, wo honorabelste Honoratioren offiziöse Eröffnungsworte sprechen.

Ein Chor der Volksschule Kenyongasse sang „Yes we can“, eine Mezzosopranistin aus Novi Sad ein Stück Franz Lehár, eine Folkloregruppe aus dem slowakischen Košice gab sich ungarisch, Wiens ÖVP-Obmann, Gernot Blümel, verteilte gelbe Rosen, und Moderatorin Ingrid Wendl steuerte den Aphorismus des Tages bei: „Solange du tanzt, lebst du. Solange du lebst, tanzt du.“ Was die Anwesenden in den gut zweieinhalb Stunden, begleitet von der frisch aufspielenden Gardemusik, denn auch freudig beherzigten. Als „Ballmutter“ Christina Schlosser, ihres Zeichens Neubauer Bezirksrätin, gegen 21 Uhr das nahe Ballende annoncierte, hatten sich zwar manche Tische im Festsaal des Rathauses schon geleert, die Tanzfläche freilich war noch immer dicht besetzt. Und wenn es dem Namen nach auch nur ein kleiner Opernball war: Dem Vergnügen nach war er riesengroß. (wf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2017)

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