Abgestürzte UKIP hofft auf Rückkehr von Nigel Farage

Nigel Farage
Nigel FarageAPA/AFP/SEBASTIEN BOZON
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Ein knappes Jahr ist vergangen, seit die Brexit-Partei den Sieg beim Referendum über den EU-Austritt feierte. Nun haben die Brexit-Befürworter ihren einzigen Sitz im Parlament verloren, Parteichef Paul Nuttal trat zurück.

Auf den Brexit-Triumph folgte der Absturz: Die EU-feindliche UKIP-Partei hat bei der Parlamentswahl in Großbritannien eine krachende Niederlage erlitten und muss sich völlig neu aufstellen. Die Brexit-Befürworter haben ihren einzigen Sitz im Parlament verloren, Parteichef Paul Nuttal trat zurück. Ausgerechnet UKIP-Urgestein Nigel Farage soll die Partei nun aus der Misere führen.

Gerade mal ein knappes Jahr ist vergangen, seit die Brexit-Partei den Sieg beim Referendum über den EU-Austritt feierte. Mit dem Brexit-Votum kam der Partei allerdings auch ein zugkräftiges Thema abhanden. Der alte Kämpfer Farage zeigte sich nun über das Wahlergebnis alarmiert: "Der Brexit ist in Gefahr", schrieb er auf Twitter.

Zwar habe die konservative Regierung das Verfahren für einen EU-Austritt bereits auf den Weg gebracht. Aber in die bald beginnenden Verhandlungen mit Brüssel gehe die Regierung von Premierministerin Theresa May stark geschwächt, warnte Farage. Deshalb erwägt Farage nun die Rückkehr an die Spitze der UKIP, deren Mission er nach dem erfolgreichen Brexit-Referendum im Juni 2016 für "erfüllt" erklärt hatte. Mit dem Bürgervotum für einen EU-Austritt begründete er vor einem Jahr auch seinen überraschenden Rückzug vom Vorsitz der UKIP, die er 1993 als "UK Independence Party" mit gegründet hatte.

Nuttall "entzückt", wenn Farage zurückkäme

Der scheidende Parteichef Nuttall sagte, er wäre "entzückt", wenn Farage zurückkäme. Denn ein Jahr nach ihrem größten Erfolg steckt die Partei in ihrer tiefsten Krise. Zu dem verheerenden Ergebnis von 1,9 Prozent der Stimmen bei der Parlamentswahl kommen interne Zerwürfnisse. So ist der Sitz der UKIP im Westminster-Parlament bereits seit März vakant. Ihn hatte zuletzt der frühere Tory-Politiker Douglas Carswell inne. Er erklärte im Streit mit Farage und anderen Parteimitgliedern seinen Austritt aus der Brexit-Partei, weil diese ihren einzigen Programmpunkt erreicht habe. Seitdem sitzt Carswell als Parteiloser im Parlament.

Als zerstritten gelten auch die 20 UKIP-Abgeordneten im EU-Parlament, zu denen Farage gehört. Im Jahr 2014 hatte die Partei die Europawahl in Großbritannien noch souverän gewonnen, was von EU-Freunden als Fanal für den drohenden Austritt des Landes gewertet wurde. Bei der britischen Parlamentswahl 2015 erzielte die UKIP dann 12,6 Prozent der Stimmen und wurde erstmals drittstärkste Kraft.

So gestärkt trommelte die UKIP mit Farage an der Spitze lautstark für den Brexit - und erreichte schließlich, dass der konservative Premierminister David Cameron ein Referendum anberaumte. Zum Entsetzen vieler EU-Vertreter verlor Cameron seine Wette und trat zurück. Ob seine Nachfolgerin May die Brexit-Verhandlungen "erfolgreich" zu Ende führen kann, wie sie es selbst versprochen hat, ist nach dem Dämpfer für die Konservativen bei der Parlamentswahl ungewiss.

Farage jedenfalls spricht ihr jede Führungsfähigkeit ab: "Sie hat versagt. Sie muss unbedingt gehen", erklärte er auf Twitter. Das hört sich wie die Kampfansage eines Herausforderers an. Ob mit oder ohne Farage: Der zurückgetretene UKIP-Chef Nuttall sagt seiner Partei eine "glänzende Zukunft" voraus. Schließlich sei und bleibe sie "der Wächter des Brexit".

(Maureen Cofflard, APA/AFP )

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