Die Vereinigten Arabischen Emirate haben zwar genug Geld, um die Dubai-Krise allein zu bewältigen. Dennoch untersucht der IWF die geplante Umschuldung. Knackpunkt ist eine Anleihe nach islamischem Recht.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) will die Krise um den angeschlagenen Staatskonzern Dubai World genauer unter die Lupe nehmen. Eine Abordnung des IWF soll in den kommenden Wochen in das Golfemirat reisen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Probleme untersuchen, sagte der zuständige Direktor für den Nahen Osten und Zentralasien, Masud Ahmed.
Emirate brauchen keine finanzielle Hilfe
Die Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen Dubai gehört, benötigten aber keine finanzielle Hilfe, um die Krise zu bewältigen. Der Golfstaat habe genug eigene Mittel, sagte Ahmed. Gleichwohl würden die Probleme um Dubai World den Aufschwung in dem einstigen Boom-Land voraussichtlich bremsen.
Einem Bericht der "Financial Times" zufolge trafen sich am Montag erstmals Vertreter mehrerer Banken mit Mitarbeitern von Dubai World, um über die Umschuldung von 26 Milliarden Dollar (17,6 Milliarden Euro) zu sprechen.
Strittige islamische Anleihe
Ein entscheidender Punkt der Verhandlungen sei der Umgang mit einer Anleihe nach islamischen Recht, einem sogenannten Sukuk, die von Dubai Worlds Immobilientochter Nakheel ausgegeben worden war und mit 4,05 Milliarden Dollar am 14. Dezember fällig wäre. Bisher sei darüber keine Einigung erzielt worden. An den Gesprächen sollten die Gläubiger
- Standard Chartered
- HSBC
- Lloyds
- die Royal Bank of Scotland
- Abu Dhabi Commercial Bank und
- Emirates NBD
teilnehmen.
Aufschub bis Ende Mai 2010
Nach Angaben der Zeitung plant die Regierung eine Fristverlängerung bis 30. Mai 2010 für alle Anleihen. Das bestätigte auch der Vorsitzende der Finanzbehörde des arabischen Emirates, Abdurrahman Al Saleh, in einem TV-Interview mit dem Sender Al-Arabija: "Die Regierung gewährt dem Unternehmen große Unterstützung, aber es gibt keine Garantien. Sechs Monate (Aufschub für die Rückzahlung der fälligen Kredite und Anleihen) sind keine lange Zeit."
Zinsen verboten, Aufschläge erlaubt
Das islamische Recht, verbietet Zinsen. In islamischen Ländern nutzen viele das System des Murabaha im Einklang mit ihrer Religion.
Islamic Banking: Murabaha
Der Kunde beauftragt die Bank, einen Gegenstand (z.B. Auto) zu kaufen. Die Bank wiederum verkauft diesen Gegenstand an den Kunden, der aber nicht sofort bezahlt. Für die verspätete Zahlung schlägt die Bank einen Zuschlag auf. Faktisch ist das ein Kredit, die Konstruktion geht aber mit der Scharia konform.
Eines der Instrumente ist eben dieser "Sukuk".
Aktien sacken weiter ab
Im Sog der Kreditkrise des Staatsfonds Dubai World sind die Aktienkurse in Dubai und Abu Dhabi am Dienstag erneut eingebrochen. In Dubai gab der Index am Vormittag um 6,5 Prozent auf den tiefsten Stand seit 21 Wochen nach, in Abu Dhabi um drei Prozent.
(Ag./ebl)