Der offizielle Kandidat der Sozialdemokraten Ivo Josipovic hat mit 32,4 Prozent den ersten Wahldurchgang gewonnen. Mit ihm geht der abtrünnige Parteikollege Milan Bandic in die Stichwahl.
Der Sozialdemokrat Ivo Josipovic hat nach offiziellen Zahlen die Präsidentenwahl in Kroatien am Sonntag gewonnen. Der 52-jährige Kandidat der oppositionellen SDP-Partei habe 32,4 Prozent der abgegebenen Stimmen erzielt, berichtete die staatliche Wahlkommission in der Nacht auf Montag in Zagreb. Da der Sieger jedoch nicht die vorgeschriebene absolute Mehrheit erreicht hat, muss er sich am 10. Jänner einer Stichwahl stellen.
Sein Herausforderer wird der Zagreber Bürgermeister Milan Bandic (54) sein, teilte die Wahlkommission weiter mit. Der als Unabhängiger angetretene SDP-Dissident habe mit 14,8 Prozent den zweiten Platz errungen. Die regierende HDZ-Partei musste eine schwere Niederlage hinnehmen. Ihr Kandidat Andrija Hebrang (63) kam mit 12 Prozent der Stimmen nur auf den dritten Platz und schied aus dem Rennen um das Amt des Staatsoberhauptes aus.
Die Kroaten hätten die Wahl gehabt zwischen "Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Gesetz und Gesetzlosigkeit, Licht und Dunkelheit" und sie hätten "für das Licht entschieden", sagte Josipovic. "Ich bin sicher, am 10. Jänner wird es genauso sein". Bandic sagte, das Wahlergebnis zeige, dass Kroatien "einen anderen Präsidenten braucht, der nicht von irgendeiner Art von Parteipolitik beeinflusst wird".
Wahlbeteiligung nur 44 Prozent
Die erste Wahlrunde ist auf sehr geringes Interesse gestoßen. Nur 44 Prozent der 4,5 Millionen Wahlberechtigten hatten ihre Stimme abgegeben. Das sei ein negativer Rekord, so die Wahlkommission. "Die Bürger sind schrecklich von den Politikern enttäuscht", begründeten zahlreiche heimische Politikexperten dieses Ergebnis. Für den unabhängigen politischen Analytiker Davor Gjenero ist diese Entwicklung sogar "dramatisch".
Der im kommenden Februar aus dem Amt scheidende Staatspräsident Stjepan Mesic kündigte an, für einen der beiden Kandidaten eine Wahlempfehlung abzugeben. Der 75-jährige Mesic hatte nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren können.
Ohrfeige für die HDZ
Dass Bandic es in die Stichwahl schaffte, ist eine Ohrfeige für die HDZ des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman (1990-1999). Doch auch dem Chef der Sozialdemokraten, Zoran Milanovic, kommt das Duell Josipovic-Bandic alles andere als gelegen. Der Zagreber Bürgermeister dürfte in der Stichwahl nämlich den Großteil der Stimmen der ausgeschiedenen Rechtskandidaten auf sich vereinen und Josipovic gefährlich nahe kommen.
Verliert dieser die Stichwahl gegen Bandic, der von Milanovic bei der Nominierung des SDP-Präsidentschaftskandidaten ausgebremst worden war, wäre ein Abschied des sozialdemokratischen Parteichefs wohl unvermeidlich. Bandic war wegen seiner eigenmächtigen Kandidatur die SDP-Mitgliedschaft entzogen worden.
Diplomaten erhoffen sich von dem neuen Präsidenten Unterstützung für die für den 2012 angestrebten EU-Beitritt Kroatiens notwendigen Reformen. Alle Favoriten haben sich für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union ausgesprochen.
(Ag.)