Markt statt Mafia: Auf der Schmuggelroute von Afrika über Libyen nach Europa buhlen unzählige kriminelle „Kleinbetriebe“ um die fluchtwillige Kundschaft. In Österreich sind die Erfahrungen ähnlich.
Wien. Spätestens seit dem Anfang 2016 geschlossenen Flüchtlingsdeal mit der Türkei stehen die Sicherung der Außengrenzen und das Stoppen der Menschenschmuggler noch vor dem Erreichen der europäischen Küsten ganz oben auf der Agenda der EU. Doch lässt sich die nach wie vor offene „Mittelmeerroute“ von Libyen nach Italien überhaupt schließen, wie das unter anderem von Österreichs Bundeskanzler, Sebastian Kurz, in regelmäßigen Abständen gefordert wird? Eine neue Studie, die am Institut für Kriminologie der Universität Cambridge erstellt worden ist und der „Presse“ vorliegt, weckt Zweifel daran, dass sich die Südgrenze der EU wirksam abdichten ließe.
Der Grund? Die Grenzschützer sind nicht nur mit krimineller Energie konfrontiert, sondern vor allem mit der unternehmerischen Kreativität der freien Marktwirtschaft. Denn ihre Widersacher sind keine straff organisierten Mafiosi mit fixen Strukturen, die sich infiltrieren und zerstören lassen, sondern eine Vielzahl krimineller Klein- und Kleinstunternehmer, die auf dem Schleppermarkt um ihre Kundschaft buhlen.