Berlin: Ex-Jesuitenpriester gesteht Kindesmissbrauch

A general view shows the Canisius Kolleg catholic high school at Berlins Tiergarten district in Bes Tiergarten district in Be
A general view shows the Canisius Kolleg catholic high school at Berlins Tiergarten district in Bes Tiergarten district in Be(c) REUTERS (Fabrizio Bensch)
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An einem Berliner Jesuiten-Gymnasium wurden in den 70er und 80er Jahren Schüler missbraucht. Einer der beschuldigten Priester hat nun laut einem Bericht des "Spiegel" gestanden.

Im Skandal um den jahrelangen sexuellen Missbrauch von Schülern am Berliner Canisius-Kolleg hat einer der beschuldigten Priester die Vorwürfe bestätigt. Der frühere Sportlehrer Wolfgang S. schrieb in einer vom "Spiegel" veröffentlichten Erklärung, er habe "jahrelang Kinder und Jugendliche unter pseudopädagogischen Vorwänden missbraucht und misshandelt". Der zweite Beschuldigte bestritt demnach sämtliche Vorwürfe.

In dem Brief an seine ehemaligen Schüler schreibt der frühere Sportlehrer und Jesuitenpater Wolfgang S. laut "Spiegel": "Was ich dir und euch angetan habe, tut mir leid. Und falls du fähig bist, mir diese Schuld zu vergeben, bitte ich darum." Das Schreiben ist demnach datiert auf den 20. Jänner. Dem Magazin sagte der ehemalige Priester, er sei mit seiner Vergangenheit vor Gott und der Welt im Reinen.

S. trat laut Bericht 1992 aus dem Orden aus. Davor soll er demnach aber auch an anderen Jesuitenschulen in Deutschland Jungen missbraucht haben. Dies wollte S. heute nicht kommentieren, berichtete der "Spiegel". Der ehemalige Pater war demnach an der Hamburger Sankt-Ansgar-Schule und von 1982 bis 1984 in Sankt Blasien im Südschwarzwald tätig gewesen. Das Gymnasium dort habe er verlassen müssen.

"Vatikan war informiert"

Der heute in Südamerika lebende 65-Jährige gab an, bereits 1991 seine "damaligen deutschen Provinzialoberen eingehend über meine verbrecherische Vergangenheit informiert" zu haben. Auch der Vatikan sei laut S. über die Verfehlungen im Bilde gewesen, schrieb der "Spiegel". Er habe dort "Zeugnis von meiner nichts beschönigenden Ehrlichkeit" abgelegt, zitierte das Magazin.

Der heutige Provinzialrat der Jesuiten in Deutschland, Stefan Dartmann, sagte dem "Spiegel", dass der Orden Kenntnis von den Straftaten des Paters am Canisius-Kolleg hatte. Der Orden habe jetzt eine Anwältin mit einer Prüfung der Akten beauftragt, "um festzustellen, was genau die Jesuiten damals wussten und welche Konsequenzen erfolgten".

Der zweite Beschuldigte ist laut "Spiegel" der ehemalige Religionslehrer Peter R. aus Berlin. Der 69-Jährige sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen. Er habe die Vorwürfe vor Vertretern des Canisius-Kollegs bestritten.

Der Rektor des Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, hatte in einem am Donnerstag bekannt gewordenen Brief an 500 ehemalige Schüler geschrieben, dass mindestens zwei katholische Pater in den 70er und 80er Jahren die Straftaten begangen hätten. Bis Freitag meldeten sich laut "Spiegel" rund 20 ehemalige Schüler, die von sexuellen Übergriffen durch Wolfgang S. und Peter R. berichteten. Das Berliner Landeskriminalamt nahm Ermittlungen auf.

(Ag.)

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