Diesel-Fahrverbote: Wirtschaftskammer warnt vor Schnellschüssen

Verbotsschild und Autoauspuff mit Abgasen Diesel Fahrverbot
223.000 Arbeitsplätze hängen in Österreich am dieselimago/Christian Ohde
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Ein Fahrverbot in österreichischen Städten würde viele Unternahmen vor große Probleme stellen, sagt Paul Rübig. Indessen fordert der ÖAMTC für alte Dieselautos eine Umstiegsprämie von 2000 Euro.

Der Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich Günter Rübig hat nach dem deutschen Urteil über Diesel-Fahrverbote am Mittwoch vor Schnellschüssen in Österreich gewarnt. Er verwies in einer Presseaussendung auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Dieselantriebs für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Demnach wären Fahrverbote in Städten auch für Unternehmen eine große Herausforderung. Am Thema Fahrzeug würden wichtige Dinge und Dienstleistungen, wie etwa die Nahversorgung hängen. Mit mehr als 2,7 Millionen zugelassenen Diesel-Pkw würden in Österreich derzeit sechs von zehn Pkw mit Dieselantrieb fahren. Rübig rechnete vor, 17,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung gingen in Österreich auf den Dieselantrieb zurück und 230.000 Arbeitsplätze seien ebenfalls auf den Dieselantrieb rückführbar. Nicht zuletzt wären von einer Benachteiligung des Dieselmotors auch Oberösterreichs Motorenhersteller, deren Zulieferfirmen und in der Folge sehr viele Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze betroffen.

ÖAMTC fordert Umstiegsprämie

"Der Dieselmotor ist aus unserer Sicht völlig zu Unrecht in Verruf geraten. Der moderne Dieselmotor ist effizient und sauber, ohne ihn sind die strengen EU-Klimaziele nicht erreichbar", argumentierte der Vertreter der Industrie. Deshalb sollte nichts überstürzt und weiterhin über einen vernünftigen Verkehrsmix diskutiert werden. "Und zwar ideologiefrei und technologieneutral", verlangte Rübig.

Unterdessen fordert der ÖAMTC erneut eine Prämie für den Umstieg von alten Dieselmodellen auf modernere und umweltfreundlichere Autos. Nötig sei eine "Ökoprämie-Neu", forderte Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, in einer Aussendung. 1,6 Millionen Autos der Abgasklassen Euro 3 oder schlechter seien 2016 unterwegs gewesen. Das sei ein Drittel des Fahrzeugbestands, der für die Hälfte der Stickoxid- und 95 Prozent der Feinstaub-Emissionen des Pkw-Verkehrs verantwortlich sei. "Diesen Teil des Fahrzeugbestandes zu verjüngen, würde der Umwelt wesentlich nachhaltiger helfen als Fahrverbote, die nur Symptome, nicht aber Ursachen bekämpfen können", meint Wiesinger. Der ÖAMTC schlägt vor, dass bei der Verschrottung eines Fahrzeuges der Abgasklassen 0 bis 3 bei gleichzeitigem Kauf eines neuen Pkw ab Abgasklasse 6d-TEMP oder eines E-Fahrzeuges eine Förderung von 2.000 Euro fließt. Staat und Fahrzeughandel sollen sich die Finanzierung teilen.

Rom hat's eilig

Eiliger als hierzulande hat man es in Rom. Die dortige Bürgermeisterin, Virginia Raggi von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, hat ein Diesel-Fahrverbot ab 2024 angekündigt. Ab diesem Zeitpunkt werde es verboten sein, im Zentrum der italienischen Hauptstadt ein Dieselfahrzeug zu nutzen, teilte die Politikerin am Mittwoch über die sozialen Netzwerke mit. Demnach hatte sie die Ankündigung bereits am Montag bei dem Treffen "Women4Climate" in Mexiko gemacht. Einzelheiten nannte Raggi nicht.

Der US-italienische Autobauer Fiat Chrysler wird nach Informationen der "Financial Times" im Juni den Verzicht auf den Dieselmotor ab 2022 bekanntgeben. Grund sei die rasch nachlassende Nachfrage nicht nur in Europa, sondern auch weltweit.

 

(APA)


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