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Warum der Dollar so stark ist

Für Trump ist Fed-Chef Powell trotz Zinserhöhungen „ein sehr guter Mann“.
Für Trump ist Fed-Chef Powell trotz Zinserhöhungen „ein sehr guter Mann“.REUTERS
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US-Präsident Donald Trump holt wieder einmal zum Schlag gegen die US-Notenbank aus. Die Zinsen sind ihm zu hoch, dabei ist er es, der die Inflation anheizt.

Wien. Donald Trump ist nicht zimperlich. Seine „America First“-Politik droht die Welt in einen globalen Handelskrieg zu ziehen. Als wäre das nicht genug, hat der US-Präsident nun zum wiederholten Mal die eigene Notenbank angegriffen. In einem Interview teilte er gegen die Federal Reserve aus. Von den Zinserhöhungen sei er „nicht begeistert“, sagte Trump. Und: Es gefalle ihm nicht, „dass wir die Arbeit in die Wirtschaft stecken, und dann sehe ich, wie die Zinsen steigen“.

Aussagen wie diese sorgen für Verunsicherung. Viele sehen die Unabhängigkeit der Notenbank bereits in Gefahr. Auch weil Trumps Entgleisungen dazu führen könnten, dass die Fed ihre Zinsen noch stärker anhebt, um Eigenständigkeit zu signalisieren.

In Anbetracht einer auf Hochtouren laufenden US-Wirtschaft gilt die Geldpolitik der Notenbank als durchaus gerechtfertigt. Die Inflation ist zuletzt auf den höchsten Stand seit sieben Jahren gestiegen, die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Wert seit 40 Jahren gefallen. Genau von diesen beiden Faktoren machen die Zentralbanker ihre Vorgangsweise normalerweise abhängig. Um die Wirtschaft nicht heiß laufen zu lassen, musste die Fed in der Vergangenheit reagieren. 2015 läutete sie die Zinswende ein, ihr Vorgehen ist bisher sachte, sie will den Aufschwung schließlich nicht abwürgen.

 

USA attraktiver als Europa

Seit Trump Präsident der USA ist, wurden die Abstände zwischen den Zinsschritten aber kürzer. Für den US-Leitzinssatz ging es in den vergangenen eineinhalb Jahren fünfmal bergauf. Derzeit liegt die Spanne zwischen 1,75 bis zwei Prozent. Analysten gehen für 2018 noch von zwei weiteren Zinsschritten aus. Erst am Mittwoch bekräftigte der von Trump installierte Chef der Fed, Jerome Powell, dass die Zinsen aller Voraussicht nach weiter schrittweise steigen werden. Am Jahresende könnte man schon bei 2,5 Prozent stehen, sagt dazu Commerzbank-Analystin Esther Maria Reichelt.

Das ist auch der Grund, warum der US-Dollar derzeit Rückenwind hat. Seit Jänner hat die Währung gegenüber dem Euro um rund drei Prozent aufgewertet. Anleger aus aller Welt bekommen in den USA höhere Zinsen als in Europa, wo die Zentralbank ihre lockere Geldpolitik vorerst noch nicht beendet hat. Der Leitzinssatz verharrt bereits seit über zwei Jahren auf dem Niveau von null Prozent.

Experten rechnen mit der ersten Erhöhung seit der Finanzkrise frühestens Mitte 2019. Der Dollar dürfte deshalb bis auf Weiteres stark bleiben, sagt dazu Commerzbank-Analystin Reichelt. Denn erst wenn Anleger das Potenzial des Dollar ausgeschöpft sehen, werden sie andernorts investieren. Vorher bleibt Europa als Anlagemarkt wenig interessant.

Ist der Dollar jedoch zu stark, verteuern sich die Exporte für amerikanische Unternehmen. Für Trump ist auch das ein Problem, weil den USA daraus ein Nachteil entstünde, wie er sagt. Mit ein Grund, warum er gestern weitere Zölle gegen China im Ausmaß von 500 Mrd. Dollar angedroht hat.

Doch Zölle auf Importe würden nur dazu führen, dass die Inflation weiter steigt und die Fed zum Handeln gezwungen wäre. So würden sich Importschranken für Autos beispielsweise relativ rasch bemerkbar machen, während sie bei Vorprodukten vorerst noch über Margen abgefangen werden könnten, sagt Reichelt dazu. Auch die vor Weihnachten beschlossene Steuerreform in den USA wirke inflationär, sagt Reichelt. Am Ende bliebe der Fed dann wiederum nur, die Zinsen anzuheben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2018)