Kneissl würde eher "Wall Street Journal" als "österreichischem Blatt" Interview geben

Clemens Fabry
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Es sei nicht intransparent, dass sie keine großen Journalistendelegationen mit auf ihre Reisen nehmen wolle, sagt die Außenministerin. Eine Kooperation mit Medien lehnt sie ab.

Außenministerin Karin Kneissl hat am Donnerstag ihre Haltung, keine großen Journalistendelegationen auf Reisen mitnehmen zu wollen, verteidigt. Das hatte sie unlängst in einem Gespräch mit der "Presse" erklärt. Darin beschwerte sie sich auch, dass von Journalisten keine interessanten Fragen zu erwarten seien. Sie werde großteils zur FPÖ gefragt, bestätigte sie am Donnerstag gegenüber der APA. Sie sei keine Kommentatorin, sie sei "operativ tätig".

Ausländische Medien seien ohnedies der "Hauptadressat" ihrer Medienarbeit, so Kneissl, die selbst als freiberufliche Journalistin tätig war: "Natürlich stehe ich auch den österreichischen zur Verfügung. Wenn ich aber eine Termin-Kollision hätte zwischen irgendeinem österreichischen Blatt und dem 'Wall Street Journal' (....). Dann würde ich dem 'Wall Street Journal' den Vorzug geben".

Den Vorwurf der Intransparenz, wenn sie keine Journalisten mit auf Reisen nimmt, wies die von den Freiheitlichen nominierte parteifreie Ministerin zurück. "Nein, also bitte!", sagte sie. "Ich weiß nicht, wann das mit den Journalistenreisen angefangen hat?". Als sie vor 30 Jahren für Außenminister Alois Mock gearbeitet habe, hätten sie "nie Journalisten mitgehabt auf einer Reise. Deswegen war das nicht intransparent. Ich selbst habe als Berichterstatterin nicht einmal einen Minister begleitet."

Schwieriges Verhältnis zu Medien

Eine Zusammenarbeit mit Medien lehne sie ab: "Ich verstehe Journalismus als vierte Gewalt. So lange ich in der Berichterstattung tätig war, habe ich nie Kooperation mit meinen Interviewpartnern gesucht", sagte Kneissl auf die Frage, wie sie sich Medienkooperation vorstelle.

Kneissl ist als langjährige Kommentatorin äußerst medienerfahren. Zu ihren früheren Berufskollegen scheint sie dennoch oder gerade deswegen mitunter ein schwieriges Verhältnis zu haben. Wie der "Kurier" schreibt, kontert sie vermeintlich unliebsame Journalisten-Fragen mit Zurechtweisung oder dem Verweis auf ihre Publikationen, Erfahrungen und Kenntnisse.

Bei ihrer Moskau-Reise im April quittierte sie das mehrmalige Nachhaken zu einer Frage, die sie nicht beantworten wollte, mit einer Anekdote aus ihrem eigenen Journalistenleben. Der frühere slowenische Präsident Milan Kucan habe ihr einmal bei einem Interview zehn Minuten nach Gesprächsbeginn gesagt: "You are not a real journalist. Good manners and intelligent questions." (Sie sind keine richtige Journalistin. Gutes Benehmen und intelligente Fragen.)

(APA)

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