Bei zwei Selbstmordanschlägen sind mitten im Moskauer Berufsverkehr mindestens 37 Menschen getötet worden. Die Anschläge sollen von "schwarzen Witwen" aus dem Nordkaukasus verübt worden sein. Medwedjew erklärt den Terroristen den Krieg.
Blutiger Terror in der Moskauer Metro: Zwei Anschläge in der russischen Hauptstadt haben am Montagmorgen mindestens 37 Menschen das Leben gekostet. Mindestens 66 wurden verletzt.
Laut der russischen Staatsanwaltschaft handelte es sich um Selbstmordattentate. Der Moskauer Bürgermeister Yuri Luzhov erklärte, die Anschläge seien von Frauen verübt worden. Sie dürften Sprengstoffgürtel gezündet haben.
Zwei Explosionen, eine Sprengladung entschärft
Die Explosionen ereigneten sich mitten im Berufsverkehr. Zunächst sprengte sich um 8 Uhr Ortszeit ein Attentäter in der Metrostation Lubjanka in die Luft. Dabei wurden sowohl Menschen im Waggon als auch auf dem Bahnsteig getötet, insgesamt mindestens 23. Die Station liegt in unmittelbarer Nähe der russischen Geheimdienstzentrale.
Eine halbe Stunde nach der ersten Explosion gab es eine weitere in der Station Park Kultury. Dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet.
Die Sicherheitskräfte entdeckten nach den beiden Anschlägen noch eine scharfe Sprengladung in der Station Park Kultury. Der Sprengstoffgürtel konnte entschärft werden.
Attentäterinnen "wahrscheinlich" aus Nordkaukasus
Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Der russische Geheimdienstchef Alexander Bortnikow erklärte, die beiden Attentäterinnen kämen wahrscheinlich aus dem Nordkaukasus. Angehörige getöteter Rebellen aus dieser Region haben in der Vergangenheit wiederholt Anschläge verübt. Die Terroristinnen werden "schwarze Witwen" genannt.
Islamistische Untergrundkämpfer im Nordkaukasus haben in letzter Zeit immer wieder mit Anschlägen in Russland gedroht. In der Konfliktregion, in der auch das frühere Kriegsgebiet Tschetschenien liegt, wurden zuletzt Dutzende Rebellen getötet. Es wird daher spekuliert, dass es sich bei den Anschlägen vom Montag um "Racheakte" handeln könnte.
Konfliktherd Nordkaukasus
Die Situation in Tschetschenien hat sich nach zwei verheerenden Kriegen in den vergangenen Jahren beruhigt. Dafür versinken nun die nordkaukasischen Republiken Inguschetien und Dagestan in Gewalt. So haben in Inguschetien Rebellen seit Mitte 2009 eine Serie von Anschlägen begangen. Die Islamisten kämpfen für ein von Moskau unabhängiges Kaukasus-Emirat.
Medwedjew: "Krieg gegen Terror" wird fortgesetzt
Präsident Dmitrij Medwedjew sagte am Montag, Russland werde "kompromisslos" gegen die Terroristen vorgehen, der "Krieg gegen den Terror" werde fortgesetzt. Die Menschenrechte müssten aber auch bei Polizeieinsätzen gewahrt bleiben. Auch Ministerpräsident Putin drohte den Terroristen: "Ich bin zuversichtlich, dass die Polizei- und Justizbehörden keine Anstrengung unterlassen werden, die Kriminellen zu finden und zu bestrafen. Die Terroristen werden zerstört werden."
Medwedjew zufolge wurden die Sicherheitsvorkehrungen nach den jüngsten Anschlägen landesweit verschärft. Auch an den Flughäfen soll stärker kontrolliert werden.
EU und USA verurteilen Anschläge
Die Europäische Union zeigte sich über die Selbstmordanschläge entsetzt. Er sei "zutiefst schockiert von den Terroranschlägen", sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Montag. "Die Europäische Union steht entschieden an der Seite der russischen Behörden in deren Bemühungen, Terrorismus in all seinen Formen zu bekämpfen", betonte Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso.
Auch US-Präsident Barack Obama bekundete seine Solidarität mit dem russischen Volk. Er sprach in einer Erklärung vom Montag dem Land sein Beileid aus und verurteilte "diese empörenden Aktionen".
Erste Metro-Anschläge seit sechs Jahren
Es waren die ersten Anschläge in der Moskauer Metro seit sechs Jahren. Zuletzt sprengte sich 2004 ein Selbstmordattentäter in der U-Bahn in die Luft und riss 40 Fahrgäste mit in den Tod. Bei dem Täter handelte es sich damals um einen Untergrundkämpfer aus dem Nordkaukasus.
Moskauer Metro
Die größte U-Bahn der Welt wird täglich von acht Millionen Menschen benutzt. Das Steckennetz umfasst 150 Stationen auf 241,6 Kilometern auf denen insgesamt 3900 Wagons verkehren. Zur Hauptverkehrszeit fahren die Züge im 82-Sekunden-Takt. Seit dem ersten Terroranschlag 1977 gibt es einen speziellen Sicherheitsplan für Terrorakte.
(Ag./Red.)