Die AfD, eine ostdeutsche Volkspartei

Jörg Meuthen war der Spitzenkandidat der AfD im Europawahlkampf - seine Bilanz ist eine gemischte.
Jörg Meuthen war der Spitzenkandidat der AfD im Europawahlkampf - seine Bilanz ist eine gemischte.APA/AFP/MICHELE TANTUSSI
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In Sachsen und Brandenburg holte die rechtspopulistische Partei die meisten Stimmen, in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegt sie auf Platz zwei. Im Herbst wird in drei dieser Länder gewählt.

Auch wenn das deutsche Gesamtergebnis für die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ (AfD) eher ernüchternd ausfiel, in den östlichen Bundesländern gibt es große Zustimmung für ihren Kurs. Während sie in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg nach Zwischenergebnissen vor der CDU lag, rangierte sie in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern hinter ihr - aber immerhin auf Platz zwei.

Das verspricht einen spannenden Herbst, denn in drei dieser Bundesländer wird im Herbst gewählt: In Brandenburg, Sachsen und Thüringen stehen Landtagswahlen auf dem Programm. Nachdem die AfD in Sachsen schon bei der Bundestagswahl 2017 auf Platz eins im Freistaat landete, lag sie nach Auszählung von etwa der Hälfte der Stimmbezirke bei 30,1 Prozent, die CDU kam auf 27 Prozent.

Auch in Brandenburg hatte die AfD nach der Auszählung fast aller Wahlbezirke die Nase vorn. Danach kam die Partei auf 20,3 Prozent der Stimmen. Die CDU erreichte 18,0 Prozent.

In Thüringen lag die CDU knapp vor der AfD. Nach Auszählung von drei Vierteln der Wahlbezirke kamen die Christdemokraten auf 25,2 Prozent, während die AfD 23,8 Prozent erreichte.

Auch in Sachsen-Anhalt lag die CDU nur knapp vor der AfD. Nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmbezirke kam die CDU auf 25,1 Prozent der Stimmen. Die AfD kam auf 23,1 Prozent.

Etwas deutlicher war in Mecklenburg-Vorpommern der CDU-Vorsprung vor der AfD: Nach Auszählung von etwa der Hälfte der Wahlbezirke holten die Christdemokraten 25,2 Prozent der Stimmen. Die AfD kam auf 19,8 Prozent.

Kleiner Rückschlag für Meuthen

Vor knapp vier Jahren kam Jörg Meuthen quasi aus dem Nichts an die AfD-Spitze - und festigt seitdem beharrlich seine Position. Am Abend der Europawahl musste der Spitzenkandidat seiner Partei allerdings einen kleinen Dämpfer hinnehmen: Noch nicht einmal das Ergebnis der Bundestagswahl von 12,6 Prozent, auf das er die Erwartungen heruntergeschraubt hatte, wurde erreicht.

Denkbar ungünstig kam eine Woche vor der Wahl der Skandal um den inzwischen zurückgetretenen Chef der österreichischen FPÖ, Heinz-Christian Strache. In der Schlussphase des Wahlkampfs musste Meuthen vor allem Fragen zur "Ibizia"-Affäre der FPÖ beantworten, anstatt mit eigenen Themen zu punkten. Die ungebrochene Nähe zur "Schwesterpartei" FPÖ betonte er auch am Wahlabend - unter dem Jubel seiner Anhänger.

Und doch war das Ergebnis der AfD für die Parteichefs kein Grund für Jubel. Deutschlandweit lag die AfD mit knapp elf Prozent unter ihrem Ergebnis der Bundestagswahl 2017. Denn in den fünf ostdeutschen Bundesländern lebt nur etwa ein Sechstel der deutschen Gesamtbevölkerung. AfD-Parteichef Alexander Gauland sagte, das Ergebnis der Europawahl zeige, wie weit sich die Deutschen in Ost und West politisch voneinander entfernt hätten. "Was man an dem Ergebnis sieht, ist leider eine Spaltung Deutschlands."

Meuthen selbst pflegt gerne den Kontakt zum rechten Rand der AfD. Der Parteichef sieht sich "als denjenigen, der die verschiedenen Flügel integriert". So macht seiner Ansicht nach der Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke "einen ausgezeichneten Job". Meuthen braucht die starken Landesverbände im Osten zur Festigung seiner Macht.

(APA/dpa/Reuters)

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