Für wenige Nationen spielt die gemeinsame Sprache eine derart zentrale Rolle wie für die Franzosen. Über ihre Bewahrung wacht die Académie française.
Paris. Wenn französische Politiker voller patriotischer Inbrunst von „la France, la France“ schwärmen, denken sie weniger an ein geografisches Territorium, sondern an die Kultur und Geschichte einer während Jahrhunderten entstandenen Nation, deren Zusammenhalt weitgehend auf der gemeinsamen Sprache beruht. Dieses zur staatlichen Amtssprache erklärte Französisch, die ursprünglich nur in der nördlichen Hälfte des heutigen Frankreichs gesprochene „langue d'oil“, musste übrigens gegen eine Vielzahl von Dialekten, regionale Minderheitssprachen und vor allem die „langue d'oc“ im Süden mit brutaler Gewalt durchgesetzt werden.
Die Sprache des Königs wurde damit zugleich zum Mittel der Machtbewahrung. Das klappte so gut, dass andere Monarchen und ihre Höflinge sowie danach die Diplomaten sich ebenfalls diese behördlich kontrollierte Ausdrucksweise aneigneten. Auch in den unabhängig gewordenen Kolonien wird Französisch neben den einheimischen Sprachen offiziell weiterverwendet. Trotzdem ging es weltweit in bedenklicher Weise bergab: Hinter Chinesisch, Englisch, Spanisch und Hindi liegt Frankreich auf dem fünften Platz. Nur unverbesserliche Optimisten prophezeien, dass dank der Bevölkerungsexplosion in Afrika Französisch wieder zur ersten Weltsprache werden könnte.