Für Norbert Hofer ist die Partei derzeit nur schwer zu kontrollieren. Droht den Freiheitlichen ein zweites Knittelfeld?
Auch wenn Heinz-Christian Straches Auftritte zuletzt etwas anderes suggeriert haben: Die Mehrheit in der FPÖ – und zwar eine absolute – ist der Meinung, dass eine Rückkehr des ehemaligen Parteichefs ausgeschlossen ist. Zumindest im Moment. Straches Verdienste um die Partei sind der Grund, warum sich die meisten Parteifreunde (noch) mit öffentlicher Kritik zurückhalten. Nicht so Gottfried Waldhäusl, Landesrat in Niederösterreich: „Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, wenn er vor dem Scherbenhaufen seines Lebenswerks steht und dennoch jeden zweiten Tag barfuß in die Scherben tritt?“, meinte Waldhäusl vor Kurzem – und wurde dafür von Strache gerügt. Von Philippa Strache, der Ehefrau seines Ex-Chefs, die am 29. September für den Nationalrat kandidiert.
Was ist denn plötzlich mit den Freiheitlichen los? Der Waldhäusl–Strache-Konflikt ist symptomatisch für die Gesamtsituation der Partei. Bis zur Ibiza-Affäre war die FPÖ stets ein Monolith gewesen, geschlossen nach außen, auch wenn es intern Konflikte gab. Doch nun bröckelt die blaue Fassade. Dahinter kommt ein Machtkampf zum Vorschein – mit vier tonangebenden Blöcken.
Die Doppelspitze
Norbert Hofer, der am 14. September formal zum Parteiobmann gewählt wird, wirkte zuletzt etwas verunsichert. Es fällt ihm zunehmend schwer, die Störmanöver von innen und außen abzuwehren. Vor allem von außen: Heinz-Christian Strache fährt ihm regelmäßig in die Parade. Das behagt auch Klubchef Herbert Kickl nicht, der sich seinem Ex-Chef zwar nach wie vor verbunden fühlt, aber der Meinung ist, dass Straches Egotrip die Wahlkampfstrategie der Partei konterkariert.
Strache wiederum fühlte sich nach der Hausdurchsuchung im Casinos-Fall nicht ausreichend von der Doppelspitze aus Hofer und Kickl unterstützt. Parteigranden wie Andreas Mölzer warnten zuletzt vor einem Streit: Beide Seiten müssten sensibel miteinander umgehen, alles andere gefährde den Wahlerfolg. Und womöglich den Zusammenhalt. Das Knittelfeld-Trauma sitzt nach wie vor tief.