Angeführt von Greta Thunberg ging in New York die größte Klimademonstration über die Bühne.
New York. Das Wetter und Bill de Blasio spielten den Veranstaltern in die Hände. Zunächst hatte der Bürgermeister der Metropole 1,1 Millionen Schülern einen Freibrief erteilt. Sie durften dem Unterricht fernbleiben, um an einer der größten Demonstrationen in der Geschichte New Yorks teilzunehmen. Und dann scheint auch noch die Sonne und die Temperaturen sind mit 20 Grad Celsius ideal.
So gibt es um die Mittagszeit beim Foley Square in Lower Manhattan, direkt vorm Rathaus, kein Weiterkommen mehr. Die Größe der Menge, die in Kürze Richtung Südspitze der Insel aufbricht, ist zwischen den Wolkenkratzern schwer abzuschätzen. Tausende sind es sicher, wahrscheinlich zehntausende. Im Laufe des Nachmittags wird die Masse noch größer, am Abend sollte dann Greta Thunberg vor die Mikrofone treten. Das Polizeiaufgebot ist enorm, Sonderkommandos patrouillieren durch die Straßen, fünf Hubschrauber kreisen am Himmel.
Der Aufmarsch ist einer von vielen Fridays-for-Future-Protesten, die global über die Bühne gingen. Von Australien bis Amerika gingen die Menschen auf die Straße. Thunberg war in einer umstrittenen Aktion per Segelboot nach Manhattan gereist, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Es sollte ihr gelingen: War die Aktivistin bislang in den USA eher unbekannt, berichteten am Freitag alle Nachrichtenorganisationen über sie und die Proteste.
Doch sind die Demos in den USA nicht unumstritten. Die Entscheidung de Blasios, Schüler vom Unterricht zu befreien, stieß manchen Konservativen übel auf. Nicht alle teilen die Ziele der Klimaaktivisten — etwa, fossilen Energieträgern schnellstmöglich den Garaus zu machen. Das Bildungsamt der Stadt machte schließlich ihrem Bürgermeister einen kleinen Strich durch die Rechnung. Im Sinne einer „politisch neutralen Lehre“ durften Lehrer keine Klassentrips zu den Protesten organisieren.
Die Demos liefen im Vorfeld zum montägigen Klimagipfel der UNO ab. Dafür reiste am Freitag auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen an, der gemeinsam mit 32 Staats- und Regierungschefs eine eigene Klimainitiative ins Leben gerufen hat.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2019)