Eine rege Zivilgesellschaft wacht darüber, dass die Erträge nicht nur ausländischen Firmen zugutekommen.
Wien/Kampala.Die Krankheit ist ansteckend – und sie hat nun auch Uganda erfasst: das Ölfieber. In immer kürzeren Abständen veröffentlichen Ölfirmen Jubelmeldungen über die Resultate ihrer Probebohrungen. Sie können es kaum erwarten, mit der kommerziellen Förderung der – so die Mindestschätzung – zwei Milliarden Barrel (à 159 Liter) zu beginnen. 2011 soll das schwarze Gold nach jüngsten Prognosen sprudeln.
Auch die Regierung von Präsident Yoweri Museveni wartet schon sehr darauf, dass endlich Öl und also Geld fließt. Die Einnahmen sollen helfen, das Land auf eigene Füße zu stellen. Derzeit machen internationale Hilfsgelder ja rund 30 Prozent des Budgets aus.
Bei voller Förderung sollen täglich mindestens 150.000 Barrel aus dem Boden gepumpt werden. Dies würde Uganda unter die 50 größten Ölförderländer einreihen. Und die Ausgangslage des ostafrikanischen Staates ist dabei theoretisch vorteilhaft, wie Mathias Kamp vom Büro der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung in Kampala erklärt: „Uganda kann auf die Erfahrungen anderer Staaten zurückgreifen“. Damit das Öl nicht zum viel zitierten Fluch, sondern zum ebenso oft zitierten Segen wird.
Die Pläne der Regierung hören sich gut an: Die Öleinnahmen sollen in höhere Bildung, Infrastruktur, Dienstleistungen und „Human Resources“ fließen, sagt Museveni. Und man will einen Fehler anderer Länder vermeiden: Kampala drängt auf eine Raffinerie im eigenen Land. So wäre die Wertschöpfung viel höher als beim Export von Rohöl, und man müsste nicht mehr teuer Petroprodukte importieren (derzeit für 500 Mio. Dollar pro Jahr). „Die ersten Signale in diese Richtung waren vielversprechend“, sagt Mathias Kamp, „doch es hat den Eindruck, als ob sich da wenig tue“. Und eine Raffinerie ist nicht von heute auf morgen gebaut. So fürchtet Kamp, dass letztlich „der Reiz des schnellen Geldes“ siegen könnte. Und man hat es mit einem mächtigen Partner zu tun: Mittlerweile hat die chinesische „National Offshore Oil Corporation“ Anteile an den ugandischen Ölfeldern erworben. Auch mit dem Iran hat man Gespräche geführt, daraus wurde jedoch zumindest vorerst nichts.
NGOs drängen auf Transparenz
Dass die Erträge nicht vor allem ausländischen Firmen zugutekommen, dafür kämpft auch eine rege Zivilgesellschaft, berichtet Kamp: „Es gibt eine kritische Öffentlichkeit. Man kennt die schlechten Erfahrungen anderer Länder – und man kennt die großen Korruptionsfälle hier in Uganda.“ Sprich: Wachsamkeit ist angebracht. Und so setzt sich die Zivilgesellschaft, unterstützt von Parlamentariern, dafür ein, dass die Verträge mit den Ölfirmen publik gemacht werden. Denn die Regierung lässt es bisher an Transparenz mangeln, und durchgesickerten Informationen zufolge konnten Ölgesellschaften für sich vorteilhafte Verträge aushandeln.
Sensibel sind die Ölfunde auch aus zwei weiteren Gründen: Die wichtigsten Lagerstätten sind ausgerechnet unter dem Albertsee und in dessen Nähe, teilweise in Naturschutzgebieten. Mangelnde Sorgfalt könnte gravierende Folgen für die sensiblen Ökosysteme haben, daher haben die Förderpläne auch die Naturschutzbehörde auf den Plan gerufen.
Doch der Albertsee gehört Uganda nur zur Hälfte. Am anderen Ufer liegt die Demokratische Republik Kongo. Auch dort hat man begonnen, sich für das Öl unter dem See und in dessen Nähe zu interessieren. Angesichts der Verwicklung Ugandas in den Kongo-Krieg und der Tatsache, dass der Grenzfluss Semliki seinen Verlauf langsam aber stetig zu Gunsten Ugandas ändert, läuten da bei vielen Beobachtern die Alarmglocken.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2010)