Die Regierungsparteien CDU und SPD haben bei der Landtagswahl in Thüringen eine herbe Niederlage eingefahren. Viele haben sich für die AfD entschieden, noch mehr für die Linkspartei. Was bedeutet das für Deutschland?
Die Wahl in Thüringen am Sonntag wirft Fragen auf. Mehr als die Hälfte der Wähler machte das Kreuzchen ganz rechts oder ganz links, sie stimmte für die AfD und noch häufiger für die Linkspartei. Erstmals überhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hat die Linke eine Landtagswahl gewonnen. Der erste linke Ministerpräsident Deutschlands, Bodo Ramelow, fuhr einen Triumph ein. Zugleich stürzten die Christdemokraten auf Platz drei ab - und landeten damit hinter der AfD. Ein Desaster für die CDU, wie unser Korrespondent Jürgen Streihammer aus Berlin berichtet.
Noch schlechter ging die Wahl für die zweite deutsche Regierungspartei SPD aus. Wie fast überall in Europa (z.B. in Österreich) stecken die Sozialdemokraten auch im Nachbarland Deutschland in einer schweren Krise.
»Womöglich liegt die Zukunft der deutschen Sozialdemokraten ja in Rot-Rot-Grün.«
Thomas Vieregge
Wo der Ausweg sein könnte? Im „Presse"-Leitartikel macht Außenpolitik-Redakteur Thomas Vieregge einen Vorschlag: Die „historische Mission“ einer neuen SPD-Führung könne „darin bestehen, die Hemmschwelle zur Linkspartei abzubauen“. Vieregge schreibt: „Womöglich liegt die Zukunft der deutschen Sozialdemokraten ja in Rot-Rot-Grün."
Eine Frage, die mit einem Jubiläum zusammenfällt: dem Ende der DDR vor 30 Jahren. Wie es damals war, wissen heute viele Deutsche nur noch aus Erzählungen. Für die „Presse“ blickt der Autor Gerhard Zeillinger in einem Essay zurück. Er war drei Jahre vor der Wende das erste Mal Berlin. Zeillinger schreibt über riesige Bilder von Marx und Lenin, Grenzpolizisten und eine andere, graue, öde Welt.
Und heute? Manche unterstellen Deutschland eine „Verösterreichisierung“, wie etwa der Journalist Stephan-Götz Richter in einem Gastkommentar im August. Er schreibt: „Egal, ob es um das Zwei-Prozent-Ziel der Nato für den nationalen Verteidigungsetat der Bündnismitglieder geht oder um die Sicherung der Schifffahrtswege in der Straße von Hormus: Wir wollen überall nur noch unsere Ruhe haben."
Einen Vergleich zu Österreich zog kurz vor der Wahl auch Thüringens CDU-Chef Mike Mohring im „Presse"-Gespräch: „Es ist viel Vertrauen in die Große Koalition verloren gegangen“, sagte er.
Nun ist Ihre Meinung gefragt: Wie soll es in Deutschland weitergehen? Braucht Europas größte Volkswirtschaft eine andere Politik? Warum fahren ganz rechte und ganz linke Parteien Erfolge ein? Haben sie die richtigen Antworten?