An der Südosttangente befindet sich der letzte vollständig erhaltene Biedermeierfriedhof Wiens. Ein morbider Spaziergang mit der Kunsthistorikerin Susanne Hayder.
„Bitte fragen Sie mich nicht sofort nach dem Mozart-Grab! Es gibt hier so viel mehr zu entdecken.“ Susanne Hayder kennt den St. Marxer Friedhof gut: Seit gut 15 Jahren ist die Kunsthistorikerin für seine Restaurierung zuständig. Passiert man das repräsentative Eingangsportal an der Leberstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk, fällt der Blick auf ein Areal, das durchaus als wildromantisch beschrieben werden kann. Verwunschene, von Schlingpflanzen überwucherte und Moos bedeckte Grabsteine und Trampelpfade, die durch das Dickicht führen, wirken märchenhaft, wären da nicht Sirenen, Hupen und das Rauschen unzähliger Autos, das von der Südosttangente herüberweht.
Des Kaisers Entscheidung
Aus hygienischen Gründen verbot der aufgeklärte Kaiser Joseph II. Beisetzungen innerhalb des Linienwalls (heute: Gürtel) und ordnete 1783 die Anlage von fünf „communalen“ Friedhöfen in der Wiener Vorstadt an. Diese wurden ab 1880 mit der Eröffnung des Wiener Zentralfriedhofs geschlossen. Vier davon, darunter der Matzleinsdorfer und der Hundsturmer Friedhof, wurden zu Parks umfunktioniert. Nur der St. Marxer Friedhof blieb als Zeugnis der Biedermeierzeit erhalten.