Am Vormittag werden die Ergebnisse der Pisa-Studie veröffentlicht. Schwerpunkt ist diesmal die größte Schwachstelle der heimischen Schüler: das Lesen. Österreichs Ergebnisse sind neuerlich durchwachsen.
Der Schock saß tief. Vor mittlerweile zehn Jahren fuhren Österreichs Schüler ihr bisher schlechtestes Pisa-Ergebnis ein. Das Lesen war damals Testschwerpunkt. Hinter Österreich kamen von allen OECD-Ländern nur noch die Türkei, Chile und Mexiko zu liegen. Vor diesem Hintergrund darf man auf die am heutigen Vormittag stattfindende Ergebnispräsentation besonders gespannt sein, denn auch diesmal ist die größte Schwachstelle der heimischen Schüler, das Lesen, Schwerpunkt gewesen.
Ein Sprung nach vorne dürfte erneut ausbleiben. Laut Informationen der „Presse“ haben sich die Leseleistungen der österreichischen Schüler nicht verbessert. Zwischen den Leseleistungen bei Pisa 2015, wo 485 Punkte erreicht wurden, und Pisa 2018 dürfte es keinen großen Unterschied geben. Wobei Österreich besser platziert sein dürfte. Es scheinen also die Leistungen in den anderen Ländern gesunken zu sein.

Österreich nahm an Pisa (Programme for International Student Assessment) bereits zum siebenten Mal teil. Alle drei Jahre wird getestet. Das Lesen war nach 2000 und 2009 diesmal das dritte Mal Hauptfeld der Überprüfung. Die Leseleistungen der heimischen Schüler lagen stets unter dem OECD-Schnitt (siehe Grafik). Wobei 2009 der Tiefpunkt erreicht wurde. Zumindest den hat man hinter sich gelassen.
Für öffentliches Aufsehen hat stets die hohe Zahl der sogenannten Risikoschüler gesorgt. Vor zehn Jahren bescheinigte Pisa 28 Prozent der österreichischen Schüler, am Ende ihrer Pflichtschulzeit nur unzureichend sinnerfassend lesen zu können. Als Reaktion darauf wurde die Leseförderung forciert und die Leistung der Kinder immer wieder mittels Lesetests überprüft. Merklich gesunken dürfte die Zahl der Risikoschüler, wie man hört, aber auch diesmal nicht sein.

Der internationale Vergleichstest, an dem 15- und 16-Jährige (diesmal Geburtenjahrgang 2002) in etwa 80 Ländern teilnehmen, überprüft neben den Lesefertigkeiten auch die Fähigkeiten in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften. Hier war Österreich in den vergangenen Jahren stets im Mittelfeld zu finden.
Das verhältnismäßig beste Testgebiet für Österreichs Schüler ist die Mathematik. Hier lagen die Ergebnisse bei Pisa 2015 über dem OECD-Schnitt. Seit der ersten Pisa-Studie, die im Jahr 2000 durchgeführt wurde, ist das fast immer gelungen. 2009, das Pisa-Schockjahr, war da eine Ausnahme. (Die Ergebnisse sind ob eines damaligen Schülerboykotts aber mit etwas Vorsicht zu genießen.) Auch diesmal dürften die Mathematikleistungen über dem OECD-Schnitt liegen.

Die österreichischen Schüler haben, das zeigte die Studie vor drei Jahren, vergleichsweise wenig Freude daran, Naturwissenschaft zu lernen. Die Leistungen haben in der Vergangenheit immer sehr geschwankt. Diesmal dürften die österreichischen Schüler zwar im Schnitt liegen, punktemäßig aber ein sehr durchwachsenes Ergebnis einfahren. Details werden zwischen neun und zehn Uhr am heutigen Dienstagvormittag bekannt gegeben. Bildungsministerin Iris Rauskala lädt die Medien zur Präsentation ein.
Gesamtschule „ist gar nicht so entscheidend"
Danach werden wohl rasch die politischen Interpretationen beginnen. Das war in den vergangenen 19 Jahren stets der Fall. Viele Diskussionen, Tests und schlussendlich auch Reformen im heimischen Schulsystem haben bei Pisa ihren Ausgang genommen. Traditionell wird angesichts der diagnostizierten Bildungsvererbung, die es in Österreich gibt, immer wieder der Ruf nach einer Gesamtschule laut. Das sorgt auch für Kritik.
Die Pisa-Studie, sagt etwa Bildungswissenschaftler Manfred Prenzel von der Uni Wien im Interview mit der Presse, biete einem Land zwar die Möglichkeit, „sich einen Spiegel vorzuhalten“. Sie sage aber nichts über die nötige Therapie aus. Schulstrukturen seien „gar nicht so entscheidend“. Es gehe also nicht um die Gesamtschule, „sondern um das, was im Unterricht stattfindet". Die OECD, die für Pisa verantwortlich ist, habe aber immer dazu tendiert, die Schulstrukturen als entscheidenden Faktor zu beschreiben.
Auf einen Blick
Die Pisa-Testteilnehmer: Weltweit wurden im April und Mai des Vorjahres 600.000 Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren getestet (Geburtenjahrgang 2002). An dem internationalen Test nehmen etwa 80 Länder teil. In Österreich umfasste die Stichprobe rund 6800 Schüler an fast 300 Schulen aller Sparten. Es handelt sich also um Schüler der allgemeinbildenden höheren Schule (AHS), der berufsbildenden mittleren und höheren Schule (BMHS), der Neuen Mittelschule, der Polytechnischen Schulen, Sonderschulen und Berufsschulen.