Das Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten ist mehr als gerechtfertigt. Es könnte sich aber als fataler Fehler für die Demokraten entpuppen.
Twitter ist üblicherweise das Medium seiner Wahl. Doch sind die Botschaften zu flüchtig und schnelllebig, mithin nicht geeignet für Ereignisse, die in die Annalen eingehen wie das dritte Amtsenthebungsverfahren gegen einen US-Präsidenten. Also schreibt Donald Trump mitunter Briefe – oder lässt sie schreiben –, gedacht als Markierung für die Nachwelt. Adressaten waren bis dato Autokraten-Freunde à la Kim Jong-un, der Brieffreund in Pjöngjang, und Recep Tayyip Erdoğan, der Potentat am Bosporus.
Am Vorabend des Impeachment-Votums im Repräsentantenhaus kam nun seine demokratische Gegenspielerin Nancy Pelosi zur seltenen Ehre eines Schreibens, das wie eine sechsseitige Tirade anmutete – und mehr an die Öffentlichkeit und die Parteigänger gerichtet war. Trump stahl ihr und den Demokraten so vorerst die Show. Aus dem larmoyanten Brief sprechen der Frust und das gekränkte Ego eines Populisten, der wie ein Preisboxer um sich schlägt – oft genug unter die Gürtellinie –, aber nicht einzustecken vermag.