Über Beziehungen, Wünsche im Dunkeln und eine erstaunliche Verteidigung: Einige Spitzenpolitiker standen gestern Abend auf ORF 2 Rede und Antwort.
Im Regierungsprogramm bekennt man sich eindeutig zum ORF. Wie um den Worten Taten folgen zu lassen, gaben sich gestern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk allerlei Spitzenpolitiker die Klinke in die Hand. Oder die Puderquaste. Ein hochkarätiger Interviewpartner reihte sich an den nächsten: Zuerst sah man abends auf ORF 2 Kanzler und Vizekanzler in einer Sonder-"ZiB" vereint, dann die neue Umweltministerin Leonore Gewessler im "Report". Schließlich vor dem "Runden Tisch" noch drei Live-Interviews bei Martin Thür in der "ZiB 2" (falls es ein internes Wettrennen am Küniglberg gab, hat der Moderator es gewonnen). Dabei zeigten sich alle Politiker sehr professionell, ihr Verhältnis untereinander war naturgemäß nicht unspannend.
Die Beziehungsfragen, teils offen, teils versteckt, wurden freilich erwartet. "Herr Präsident, freut es Sie vielleicht ein bisschen besonders, dass Ihre alte Partei, die Grünen, jetzt in Regierungsverantwortung sind?" So versuchte Martin Thür Alexander Van der Bellen mit Schmäh zu packen, und man würde gerne wissen, ob es dem Präsidenten schwer fiel, dies so eindeutig abzustreiten. "Nein. Was ich mir wünsche, ist eine Regierung, die Fragen der Zeit ernst nimmt, die vorausdenkt, die personell gut aufgestellt ist." Schulterzuckend ließ Van der Bellen seine Wünsche "zuhause im Dunkeln", er beobachte "die Dinge mit Interesse". Oder auch mit großer Skepsis, zumindest, was die Pläne für eine Sicherungshaft (hier mehr dazu >>>) betrifft. Seine Position als väterlicher Mahner mit positiver Grundeinstellung war immanent.