Benedikt auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2008.
Kirchenstreit

Wurde Benedikt XVI. betrogen?

Was Ratzinger in dem der „Presse“ vorliegenden Zölibatsbuch wirklich geschrieben hat: Radikales an die Adresse von Franziskus – und manches vielleicht gar nicht.

Bis zuletzt war geheim gehalten worden, dass es dieses Buch überhaupt gibt. Seit Sonntag sorgten ein paar von der Zeitung „Le Figaro“ veröffentlichte Zitate für Aufsehen. Am Mittwoch erscheint nun in Frankreich jenes Buch mit Benedikts Namen auf dem Cover, in dem der Ex-Papst auf eine äußerst ungewöhnliche Art in die brennheiße Diskussion um das Zölibat einzugreifen scheint. Erstens nur auf Französisch, zweitens zu einem Zeitpunkt, an dem die Welt auf eine Entscheidung seines Nachfolgers wartet: Wird Franziskus der Empfehlung der Amazonas-Synode folgen, verheiratete Priester erlauben und damit eine für die Zukunft des Zölibats in der Weltkirche wegweisende Entscheidung treffen? Doch nicht genug des Ungewöhnlichen an diesem der „Presse“ vorliegenden, kirchenpolitisch brisanten Buch.

Das Cover von „Des profondeurs de nos cœurs“ – „Aus den Tiefen unserer Herzen“ zeigt Ratzinger im Papstgewand und nennt ihn – anders als in sonstigen Publikationen, die auch seinen bürgerlichen Namen anführen – nur Benedikt XVI. (Benoît XVI). Als Co-Autor wird der konservative Kardinal und Präfekt der Gottesdienstkongregation Robert Sarah genannt. Nur 43 von 180 Seiten umfasst Benedikts Zölibatstext „Das katholische Priestertum“. Jener Sarahs ist doppelt so lang, dazu kommen zwei als Koproduktion deklarierte Texte (Einleitung und Nachwort). Deren Stil weicht stark von jenem Benedikts ab, aber gar nicht von jenem in Sarahs Zölibatstext. Sarah stammt aus Guinea, seine Muttersprache ist Französisch, das erklärt auch die Veröffentlichung im französischen Fayard-Verlag.

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