Wie Christian Lindners FDP in eine fast schon existenzielle Notlage geraten ist. Und warum auch die Sozialdemokraten unter ihrem neuen Führungsduo weiterhin arg schwächeln.
„Ja, ich nehme die Wahl an.“ Sechs Worte, gesagt im Erfurter Landtag, reichten aus, um die FDP in eine existenzielle Krise zu stürzen. In einer Umfrage sackte die Partei bundesweit auf fünf Prozent ab. Das mag nur eine Momentaufnahme sein. Und doch schürt sie Ängste bei den Liberalen, denen die außerparlamentarische Opposition noch allzu gut in Erinnerung ist.
Die Ereignisse von Thüringen waren für die FDP eine Zäsur. Mancher Parteigänger zerschnitt medienwirksam seine Mitgliedskarte oder schrieb bitterböse Briefe. Es gab wüste Szenen im ganzen Land, wo FDP-Zentralen von linken Chaoten beschmiert wurden. Es wurde gedroht und beleidigt und gespuckt wurde auch, nämlich auf die Frau von Thomas Kemmerich – also jenem Mann, der das Ja-Wort im Erfurter Landtag gegeben hatte, als er zum Ministerpräsidenten von AfD-Gnaden wurde, auch wenn er inzwischen seinen Rücktritt erklärt hat.