Was der Autor und Musiker Stefan Slupetzky im Wiener Servitenviertel wirklich schätzt, gern besucht, lieber meidet, eher vermisst und zufällig findet.
Rein topografisch ist der Autor der Wiener „Lemming“-Krimis nicht gerade weit gekommen: Aufgewachsen in den 1960er- und 70er-Jahren an der Rossauer Lände, wohnt Stefan Slupetzky seit den 1980ern schräg gegenüber der Servitenkirche in einem Gründerzeithaus. Was ihn zum doppelten Grätzelkenner macht, der nicht nur das Sichtbare erklären, sondern auch von Verschwundenem erzählen kann: der erste Supermarkt Wiens in der Grünentorgasse (eine Sensation!), der Geruch nach Kohlen auf dem Weg zur Schubert-Schule (in die später auch seine Tochter ging), und der jährliche Peregrini-Markt des 2009 umgesiedelten Servitenordens mit den bis zu 50 cm großen Peregrini-Kipferln aus Mürbteig, von denen seine Mutter aber immer nur „ein enttäuschend kleines“ kaufte.
Fußfreundlich
Im kleinen Kreuzgang neben der Servitenkirche sind bis heute barocke Bilder aus der Ordensgeschichte zu sehen – und eine Wachsfigur des Mönches Peregrin samt anschaulichem Fußleiden, „was mich als Kind zugleich sehr fasziniert und sehr abgeschreckt hat“, erzählt Slupetzky. Der Mönch wurde 1726 vom Papst in der Servitenkirche heilig gesprochen. Heute ist im barocken Gemäuer ein italienischer Orden tätig, „mit dem Prior bin ich befreundet, ein sehr freundlicher und lustiger Mann“. Von der jüdischen Gemeinde zeugt der Friedhof in der Seegasse, der im Hof eines Pensionistenheimes versteckt liegt – und eine Tafel an der ehemaligen Synagoge in der Müllnergasse 21.