Weiterhin müssen zahlreiche Hilfsgüter zu Fuß zu den Bedürftigen gebracht werden. Helfer vor Ort sind besorgt, dass in den Notlagern schnell Krankheiten ausbrechen könnten.
"Die Infrastruktur ist schwer in Mitleidenschaft gezogen. Viele Brücken sind weg, hunderte Brücken, sagt man." So schilderte Caritas-Katastrophenhelfer Thomas Preindl am Montag, wie es in der Khyber-Provinz nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und Peshawar nach den verheerenden Regenfällen aussieht. Preindl kam am Sonntag aus dieser Region nach Islamabad und will in weiterer Folge in den Punjab aufbrechen.
Die Khyber-Provinz wurde von der ersten und zweiten Flutwelle schwer getroffen. "Straßen sind weg, es gibt Murenabgänge und Steinschlag", sagte Preindl. Die Helfer seien so weit wie möglich in die Täler eingerückt und hätten dort Verteilerposten für die Hilfsgüter eingerichtet. Die Menschen kommen zu Fuß zu diesen Posten und tragen die Hilfsgüter viele Kilometer zu den Bedürftigen.
Probleme mit fundamentalistischen Organisationen gebe es in der Khyber-Region nicht. Preindl zufolge befinde sich das Swat-Tal, wo im Vorjahr Kämpfe zwischen der Armee und Taliban ausgebrochen waren, unter Kontrolle der Regierung. "Alle paar Kilometer sind Kontrollposten errichtet. Wir wissen aber, dass im südlichen Teil des Punjab fundamentalistische Organisationen Güter verteilen."
Das Welternährungsprogramm bat zur Versorgung der Flutopfer in Pakistan um mindestens 40 zusätzliche Hubschrauber. "Hubschrauber sind unsere einzige Möglichkeit, Hilfsgüter in diese Gebiete zu transportieren", erklärte Wolfgang Herbinger, Landesdirektor des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) für Pakistan. Das WFP muss nach eigenen Angaben mindestens sechs Millionen Flutopfer unterstützen.
Nach UN-Angaben vom Montag sind insgesamt 16,7 Millionen Pakistaner von der Flut betroffen. Etwa 800.000 davon hätten bisher noch keinerlei Hilfe erhalten. Vor allem am Unterlauf des Indus ist die Lage angespannt.
30.000 Neugeborene vom Tod bedroht
Helfer vor Ort sind besorgt, dass in den beengten und schwierigen Verhältnissen der Notlager schnell Krankheiten ausbrechen könnten. "Das stehende Wasser ist in der Hitze eine Quelle von Krankheiten", berichtet Rainer Lang, Mitarbeiter der Diakonie Katastrophenhilfe, aus dem Nordwesten Pakistans. 30.000 Neugeborene in Pakistan sind nach Einschätzung der Flut-Helfer vom Tod bedroht, wenn sie nicht rasch Hilfe bekommen.
Es werde erwartet, dass in den kommenden Wochen 90.000 Kinder in den Überschwemmungsgebieten und Lagern zur Welt kämen, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Markus Löning. Ein Drittel dieser Kinder sei akut gefährdet, solange sauberes Trinkwasser, Lebensmittel und eine medizinische Versorgung fehlten. Auch ältere Kinder seien sehr anfällig für Krankheiten: 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren seien unterernährt und damit schon vor dem Hochwasser geschwächt gewesen.
(Ag.)