Lokalkritik

Testessen: Matcha Komachi und On Take-Away

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Über die Sushi-Problematik und gebratenen Hirsch, der schmeckt, wie ein Weihnachtspunsch riechen sollte: ­Hier die Asia-Delivery-Ausgabe.

Von durchschnittlich sieben Restaurantbesuchen auf null ist ein harter kulinarischer Entzug. Der letzte Restaurantbesuch in der Zeit des Zwidelocks (zwischen den Lockdowns) war ein großartiger kroatischer Fischplatten-Abend (ja!) im guten alten Kornat, der leider aufgrund eines Terroranschlags eine Gasse weiter dann lang und nicht mehr so schön war. Zwei Tage zuvor war es das Unkai im letzten Stock des Grand Hotels, das die besten Voraussetzungen für einen entspannten Abend in der Covid-19-Phase bietet: In den eigenen Tantami-Räumen sitzt man allein mit dem Haushalt und steckt keinen an. Es wurden exzellente Tempura-Garnelen und Sushi serviert.

Um kein anderes Gericht ranken sich so viele Legenden, oder besser: Missverständnisse. Was als versnobtes Nobelessen vor 40 bis 50 Jahren mit einem Siegeszug begann, ist für viele heute bestenfalls eine Alternative zum Junkgericht. Wer je in Tokio sein durfte, weiß, dass Sushi dort mit dem hier so viel zu tun hat wie einst die Pasta asciutta mit Zucker, Ketchup und zerkochten Nudeln unserer Kindheit mit den Primi piatti in Italien.

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In Japan sind die besten Sushi-Restaurants auf Monate ausgebucht, die Köche Filetier-Götter, die mit ihren Messern verwachsen zu sein scheinen. Von der Fischqualität schreibe ich erst gar nicht. Daher kann Wien mit dem Sushi nicht nur im Lockdown eine depressive Angelegenheit ­werden. Die meisten Sushi-Leger kommen hier aus China und vor allem Südkorea.

Authentisch ist aber etwa das Matcha Komachi, das auch zustellt: Verlässliche Sushi-Varianten, teils lustige Maki-Varianten (Kabocha mit Kürbiskrokette) und vor allem mit Ideallieferung noch wärmende Udon-Gerichte. Das originellste Spicy Maki habe ich dieser Tage bei Thomas Dorfer verkosten dürfen, mit Alpen-Süßwasserfischen (Bergforelle!) und Gemüseeinfällen (Rettich, Ingwer-Gurke). Das kann man sich etwa während einer sportlichen Tätigkeit im Landhaus Bacher holen.

Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen auch noch den ruhigsten Koch des Landes. Simon Xie Hong hat von seinem Restaurant On in der Wehrgasse aus ein Delivery-Service entwickelt und bietet ein wirklich breites Angebot, als da verkostet wurden: die mürb geschmorte ­Hühnerleber, die beweist, dass die österreichische Innereienküche Konkurrenz fürchten muss. Der wohl vierfach gebratene Hirsch, der eigentlich schmeckt, wie ein Weihnachtspunsch riechen sollte: süß, würzig, leicht säuerlich und sehr wuchtig. Die Bierente (?), die ausschaut, als wäre sie in Schwarzbier glaciert und confiert worden, wunderbar intensiv. Lockdown, welcher Lockdown?

Restaurant On, Lieferung via Mjam und Lieferando

Matcha Komachi, Abholung: Operngasse 23, ­
1040 Wien, Tel.: +43/(0)1/67 81 29 12 07.

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