Print-Experiment: Die „Bild“ erschien in 3-D

(c) Clemens Fabry
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Erst bügeln, dann schauen – und ohne Brille lesen!

So ganz weiß man nicht, was man damit anfangen soll: Die „Bild“ ist am Samstag in 3-D erschienen. Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Michelle Hunziker und „Bild-Girl“ Silvana wirken zunächst reichlich verschwommen – wer jetzt meint, die mitgelieferte Pappversion einer 3-D-Brille würde den Leser vor Kopfschmerzen bewahren, der wird enttäuscht. Auch wenn das linke Auge durch das rote, das rechte durch das blaue Fenster schaut, bleibt das Ergebnis irritierend und in nur wenigen Fällen wirklich überzeugend.

Der Grund: Erstens sollte man eine Zeitung in 3-D bügeln, weil jede Falte das optische Aha-Erlebnis beeinträchtigt. Zweitens: Zwar sind die Bilder in 3-D, wer aber den Artikel auch wirklich lesen will, der nimmt die 3-D-Brille besser ab, bevor der Schwindel einsetzt. Drittens: Der 3-D-Effekt ist nur bei Bildern, die in die Tiefe gehen, beeindruckend. Etwa jenes von Robert Kubicas Formel-1-Unfall oder die Fotoreportage aus dem Haus von Wolfgang Joop.

Bleibt als Fazit: 3-D-Zeitunglesen ist anstrengend. Und man fragt sich: Wozu der Zauber? i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2010)

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