Sie bot Angriffsflächen schon zuvor, die Plagiatsaffäre hatte aber eine andere Dimension: Mit Christine Aschbacher tritt die erste Ministerin der Ära Kurz ab.
Am Ende ging es schnell. Nur zwei Tage nachdem die Plagiatsvorwürfe gegen Christine Aschbacher bekannt geworden sind, hat die türkise Arbeits- und Familienministerin am Samstagabend ihren Rücktritt verkündet. Damit ist der zweite Abgang in der erst einjährigen Zusammenarbeit von ÖVP und Grünen besiegelt – und der erste ÖVP-Ministerrücktritt in der Ära Kurz.
Als Schuldeingeständnis kann man den Rücktritt nicht verstehen. „Meine Arbeiten zur Erlangung akademischer Grade habe ich stets nach bestem Wissen und Gewissen verfasst und der Beurteilung durch anerkannte Professoren vertraut“, schreibt die 37-Jährige in einer Erklärung. Jedem stünde eine faire Überprüfung der wissenschaftlichen Arbeiten zu. „Meine Familie und ich erleben aber, dass die Medien und die politischen Mitstreiter mir dieses faire Verfahren der Überprüfung nicht zugestehen und mich medial in unvorstellbarer Weise vorverurteilen.“ Deshalb habe sie den Rücktritt angeboten.
Leitartikel
Den Anfang hat die Geschichte mit einem Blogeintrag des Plagiatsforschers Stefan Weber genommen. Er hat die im Jahr 2006 an der Fachhochschule Wiener Neustadt eingereichte Diplomarbeit der Ministerin zum Thema „Key Account Management“ untersucht. Sein Urteil fiel vernichtend aus. Die Arbeit sei „eine einzige wissenschaftliche Katastrophe“. Er sprach von Plagiaten, falschen Zitaten und mangelnden Deutschkenntnissen.