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Rückzug von der Rückkehr: Vertagter Schulstart nach den Semesterferien

Bildungsminister Faßmann will ein "dreifaches Netz" spannend, das die Rückkehr in die Schulen nach dem 8. bzw. 15. Februar endlich ermöglichen soll.
Bildungsminister Faßmann will ein "dreifaches Netz" spannend, das die Rückkehr in die Schulen nach dem 8. bzw. 15. Februar endlich ermöglichen soll.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Den Präsenzunterricht muss Bildungsminister Faßmann erneut verschieben. Oberösterreich und die Steiermark ziehen ihre Semesterferien vor, Schichtbetrieb, Schnelltests und Masken sind danach geplant. Der Minister will auch die psychologischen Folgen „nicht außer Acht lassen“.

Wien. Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch stirbt auch sie irgendwann: Obwohl sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erst am Samstag im „Presse“-Interview [premium] optimistisch gezeigt hatte, das von ihm angestrebte Datum der Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht am 25. Jänner halten zu können, muss die Öffnung nun erneut vertagt werden. Das sei eine „Enttäuschung, die auch ich nicht verhehlen kann“, kommentierte Faßmann sein Zurückrudern bei den Öffnungsschritten.

Rund 1,1 Millionen Schüler im Land werden nicht wie angekündigt bereits am 25. Jänner wieder in ihre Klassen zurückkehren können, sondern erst nach den Semesterferien. Wien und Niederösterreich starten am 8. Februar in die zweite Hälfte des Schuljahrs – im aus dem Frühjahr bekannten Schichtbetrieb. Oberösterreich und die Steiermark ziehen ihre Ferienwoche vor und beginnen am 15. Februar mit den restlichen Bundesländern den Präsenzunterricht – ebenfalls im Schichtbetrieb (wohl in Form eines „1:1“-Modells mit einem Tag Schule gefolgt von einem Tag für Hausübungen) mit Schnelltestungen und Maskenpflicht.

Trotz der „ungewöhnlichen Semesterferien“ ohne Hotels, Gastronomie und Skiurlaube wiederholte der Bildungsminister seine Einschätzung, dass die bevorstehenden Semesterferien „eine Woche der Erholung und Entspannung“ für Eltern und Schüler bedeuteten. Die Benotung im Semesterzeugnis, das nun in Oberösterreich und der Steiermark – Faßmann bedankte sich ausdrücklich bei den Landeshauptleuten Thomas Stelzer und Hermann Schützenhöfer (beide ÖVP) – eine Woche früher als üblich fällig wird, solle „von den Lehrern mit Augenmaß erfolgen“, sagte Faßmann. „Jetzt ist nicht die Zeit der Härte, sondern der Milde.“ Die Schulnachrichten seien „mit Toleranz zu lesen“.

Betreuung nur bei Systemrelevanz?

Die für Kinder bis zu 14 Jahren angebotene Betreuungsmöglichkeit bleibt in der Zwischenzeit bestehen. Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) forderte allerdings, dieses auf Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen zu reduzieren. An manchen Schulen säßen bis zu 80 Prozent der Kinder in der Klasse, sagte Kimberger. Zudem kursierten im Internet Aufrufe, den Fernunterricht zu boykottieren. Widerstand gegen das Modell kam indes von Elternvertretern. Die Frage, welche Eltern systemrelevant seien, sei „vermessen“, kritisierte die Vorsitzende der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV), Elisabeth Rosenberger. Faßmann appellierte zwar an die Eltern, nur dann ihre Kinder in die Schule zu schicken, wenn es auch wirklich nötig sei, andernfalls würden die Anstrengungen zur Pandemiebekämpfung „konterkariert“. Von einer nötigen Systemrelevanz sprach der Minister am Sonntag aber nicht.

Für die Öffnung hält Faßmann indes am bereits präsentierten „dreifachen Netz“ an Vorkehrungen fest. „Ein solches Konzept hat noch kein Land in Europa auf die Beine gestellt“, lobte er den Maßnahmenmix, der den Schulstart mit wöchentlichen Schnelltests, einer Ausdünnung der Klassen und der Maskenpflicht ab 8. Februar garantieren soll. Ob auch die Schüler verpflichtend FFP2-Masken tragen müssen, lässt der Minister vorerst offen. Auf „Presse“-Nachfrage heißt es aus seinem Büro, dass man sich an den Altersvorgaben des Gesundheitsministeriums orientieren werde. Diese werden bis zum Start der FFP2-Pflicht am 25. Jänner in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten erst verhandelt. „Die Schule ist bestmöglich vorbereitet“, betonte Faßmann zuversichtlich. Wegen der Virusmutante müsse man nun aber einen „Gang zurückschalten.“

Kollateralschäden befürchtet

Um die Defizite, die der verlängerte Schul-Lockdown bewirkt, bestmöglich zu kompensieren, stellt das Ministerium 200 Millionen Euro für zusätzlichen Förderunterricht (zwei Stunden pro Klasse und Woche) zur Verfügung. Starten soll dieser bereits nach den Semesterferien und sich vor allem an schwächere Schüler und jene mit Deutschförderbedarf richten.

Erstmalig kündigte Faßmann auch konkrete Maßnahmen gegen die bildungspsychologischen Folgen der Pandemie an. Insbesondere im Hinblick auf die Situation der Oberstufenschüler, die seit Anfang November daheim ausharren müssen, dürfe er befürchtete „Kollateralschäden nicht außer Acht lassen“. Die schulpsychologischen Beratungsstellen bleiben auch im Lockdown geöffnet, an die sich Schüler mit (Zukunfts-)Ängsten, Schlafstörungen oder Konzentrationsproblemen wenden könnten. In den Bildungsdirektionen seien zudem Hotlines für schulpsychologische Beratungen eingerichtet, auch prüft Faßmann die Möglichkeit, eine „virtuelle Beratung“ einzurichten, bei der Schüler über Sorgen sprechen können. Details dazu sollen aber erst folgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2021)

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