Südafrika-Mutante

Ein "Impfschutzschirm" für Tirol?

Über 60 Prozent der Fälle sind dem Bezirk Schwaz (Zillertal) zuzuordnen.
Über 60 Prozent der Fälle sind dem Bezirk Schwaz (Zillertal) zuzuordnen.APA/EXPA/JFK
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48 neue Verdachtsfälle der südafrikanischen Mutante gibt es in Tirol. Die grüne Landespartei fordert Pläne, um die betroffenen Bezirke "rasch durchzuimpfen", SPÖ-Chefin Rendi-Wagner tritt für eine zweiwöchige regionale Quarantäne ein.

Das Land Tirol hat am Mittwoch neue Zahlen zur Südafrika-Mutante bekannt gegeben. Demnach gab es seit vergangenen Donnerstag bis Montag 48 neue Verdachtsfälle im Bundesland. Die Anzahl der durch eine Voll- oder Teilsequenzierung bestätigten Fälle blieb aber weiterhin bei 180. Insgesamt gibt es 430 bestätigte Fälle oder Verdachtsfälle, davon rund 140 aktiv positiv. Über 60 Prozent dieser Fälle seien dem Bezirk Schwaz zuzuordnen. 20 Prozent waren im Bezirk Kufstein zu verzeichnen und elf Prozent im Bezirk Innsbruck-Land.

Weiter rückläufige Zahlen gibt es insgesamt: Mit Stand Mittwochmittag waren im Bundesland 1088 Menschen mit dem Virus infiziert - um 30 weniger als am Tag zuvor. In den vergangenen 24 Stunden kamen 98 neue positive Testergebnisse hinzu, gleichzeitig waren aber auch 126 weitere Menschen vom Virus genesen.

Grüne für "Impfschutzschirm"

In der Debatte um die Eindämmung der südafrikanischen Mutante  fordert Grünen-Klubobmann Gebi Mair, dessen Partei Teil der Landesregierung ist, nun einen "Impf-Schutzschirm", der über die betroffenen Gebiete aufgespannt werden solle. "Es braucht flächendeckenden Schutz innerhalb Tirols vor der Mutation und wirksamen Schutz nach außen", so Mair. "Dafür müssen jetzt die Pläne vorbereitet werden, um im Falle des Falles die Bevölkerung rasch durchzuimpfen", so der Klubobmann, der in dem Schutzschirm ein "nationales Interesse" sah.

Infrage kommen für Mair ausschließlich die beiden mRNA Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer, da offenbar die Wirksamkeit des AstraZenca Impfstoffs bei der B.1.351 Mutation nicht gewährleistet sei.

Rendi-Wagner: Maßnahmen "zahnlos"

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wanger kritisiert das Vorgehen der Bundesregierung unterdessen als "zahnlos" und "zögerlich". Die Maßnahmen würden nicht verhindern, "was schon längst hätte verhindert werden müssen". Rendi-Wagner warf der Regierung bei einer Pressekonferenz vor, "dem neuen Virus Tür und Tor zu öffnen". Sie fordert eine zumindest zweiwöchige regionale Quarantäne in besonders betroffenen Bezirken und Massentests. Die "Muskelspiele und Machtkämpfe" Land gegen Bund müssten ein Ende haben. "Wir alle sind Tirol, wir alle sind Österreich.

Scharfe Kritik übte Rendi-Wagner auch am nach wie vor fehlenden Überblick über die Verbreitung der Corona-Mutanten in ganz Österreich. 

Die österreichweiten Öffnungsschritte kommen für die SPÖ-Chefin zu früh. Die Infektionen und das Risiko seien nach wie vor zu hoch. Rendi-Wagner warf der Regierung vor, mit der "Daueröffnungsdiskussion" zur Coronamüdigkeit der Menschen beigetragen zu haben. Hier brauche es eine "klare Kommunikation und konsequente Linie". Dass auch die Linie der SPÖ in dieser Frage nicht einheitlich ist, ficht Rendi-Wagner nicht an. So hatte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Öffnungsschritte der Regierung mitgetragen und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hatte zuletzt sogar eine noch weitergehende Öffnung an vier Tagen pro Woche gefordert. "Die politische Verantwortung für die Öffnungen trägt die Bundesregierung und niemand anderer", wies die SP-Chefin die Frage nach einer Doppelstrategie der SPÖ in dieser Causa zurück.

FPÖ: Schützen an die Grenzen

Ganz anders als Rendi-Wagner schätzt freilich die FPÖ die Lage ein:"Liebe Tirolerinnen und Tiroler, liebe Landsleute, wir sperren alles auf!", richtete sich Tiroler Nationalrat Peter Wurm in einer Aussendung an die Bevölkerung. Er forderte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) auf, "unverzüglich" alle Covid-19-Maßnahmen aufzuheben. Wurm vermisst den Schutz der Tiroler selbst. "Wenn der Herr Bundeskanzler das Land Tirol nach außen abriegeln möchte und bei einer Ausreise ein negativer Covid-Test vorgelegt werden muss, dann sollte ebenso veranlasst werden, dass umgekehrt auch jeder der beabsichtigt nach Tirol ein- oder durchzureisen, einen negativen Test vorweisen muss", so Wurm. Außerdem regt er an, dass die Tiroler Schützen die Polizei bei den Kontrollen an den Grenzen unterstützen könnten.

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(APA/Red.)

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