Das Ausländerthema haben die Freiheitlichen an die ÖVP verloren, dafür liefert Corona ein neues Protestpotenzial. Das geht aber mit einer Radikalisierung der Rhetorik einher.
Wien. Normalerweise fordert die Opposition Regierungspolitiker zum Rücktritt auf, diesmal ist es umgekehrt: FPÖ-Klubchef Herbert Kickl solle zurücktreten, verlangt die ÖVP, die sich schon seit einiger Zeit auf den früheren Innenminister der türkis-blauen Regierung eingeschossen hat.
Anlass diesmal: die Corona-Demonstrationen vom Wochenende, bei denen Kickl in gewohnter Manier sein Talent als demagogischer Redner unter Beweis stellte. Das Neue bei den Auftritten am Samstag: Der FPÖ-Politiker zog nicht nur wie sonst auch über die Regierung her, sondern ließ dem auch eine lange Tirade über den Staat Israel folgen. Es war eine Rede in bewährter populistischer Art: So formuliert, dass sie nicht als offen antisemitisch bezeichnet werden kann – aber auch so, dass die Zuhörer wussten, was damit gemeint war.