Corona-Impfstoff

"Haben nie zu viel versprochen": AstraZeneca-Chef verteidigt Liefermengen

AstraZeneca gilt wegen seiner anspruchslosen Transportfähigkeit als Hoffnungsträger für ärmere Länder. Doch vorerst wurde das Vakzin vor allem in Europa und Indien (im Bild eine Impfstation in Srinagar) verimpft.
AstraZeneca gilt wegen seiner anspruchslosen Transportfähigkeit als Hoffnungsträger für ärmere Länder. Doch vorerst wurde das Vakzin vor allem in Europa und Indien (im Bild eine Impfstation in Srinagar) verimpft.APA/AFP/TAUSEEF MUSTAFA
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Firmenchef Pascal Soriot stellt eine Produktion von monatlich 200 Millionen Dosen in Aussicht. Die Geschäftszahlen würden sich besser entwickeln als von Analysten erwartet. Die Aktie ist im Aufwind.

Der Chef des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca verteidigt trotz des holprigen Starts sein Impfstoffgeschäft. "Wir haben nie zu viel versprochen, wir haben das kommuniziert, was wir zu dem Zeitpunkt für möglich gehalten haben", sagte Pascal Soriot am Freitag bei Vorlage der Quartalszahlen. Auch wenn er unzufrieden sei, weil nicht noch mehr geliefert worden sei, sei er stolz auf die Leistungen seines Unternehmens bei der Entwicklung und Produktion des Mittels.

"Wir bedauern nichts ... weil wir einen großen Unterschied gemacht haben." Zugleich stellte er steigende Impfstofflieferungen in Aussicht. Das Unternehmen sei auf Kurs zu dem Ziel, monatlich 200 Millionen des Impfstoffs auszuliefern. Die Produktion ziehe an. AstraZeneca war in den vergangenen Monaten wegen immer wieder gekürzter Impfstoffzusagen in der EU in die Kritik geraten. Statt der ursprünglich für das erste Halbjahr angepeilten 300 Millionen Dosen hat das Unternehmen im März angekündigt, nur etwa ein Drittel zu liefern. Für die Impf-Kampagne der EU ist das ein Rückschlag. Inzwischen hat die EU rechtliche Schritte gegen AstraZeneca eingeleitet, eine Entscheidung wird für Juni angepeilt.

Corona-Impfstoff drückt auf Gewinn

Im ersten Quartal habe AstraZeneca weltweit etwa 68 Millionen Impfstoffdosen des mit der Universität Oxford entwickelten Medikaments ausgeliefert und damit Erlöse von 275 Millionen Dollar (226,7 Mio. Euro) erwirtschaftet, teilte der Konzern mit. Pro Impfdosis entspricht das einem Preis von 4 Dollar. Das Mittel von AstraZeneca kostet deutlich weniger als das der Rivalen Pfizer/BioNTech und Moderna. Allein Pfizer hat in Aussicht gestellt, 15 Mrd. Dollar mit seinem Anteil an dem Mittel erwirtschaften zu wollen, BioNTech rechnet mit knapp 10 Mrd. Euro, Moderna mit 18,4 Mrd. Dollar.

AstraZeneca hat angekündigt, während der Pandemie kein Geld mit seinem Impfstoff verdienen zu wollen. Allein im ersten Quartal sei wegen des Vakzins der Gewinn je Aktie um drei Cent geringer ausgefallen. Insgesamt stieg der Umsatz um elf Prozent währungsbereinigt auf 7,32 Mrd. Dollar, der Kerngewinn je Aktie lag bei 1,63 Dollar. Die Zahlen fielen besser aus als Analysten erwartet hatten. Für die zweite Jahreshälfte sagte Soriot eine Geschäftsbelebung voraus, wenn die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgingen. An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Aktien legten in der Spitze 4,4 Prozent zu und steuerten damit auf ihren größten Tagesgewinn seit einem halben Jahr zu.

AstraZeneca in Indien am meisten eingesetzt

Der AstraZeneca-Impfstoff galt besonders für Entwicklungs- und Schwellenländer als Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie. Neben dem niedrigeren Preis liegt das auch daran, dass er im Kühlschrank gelagert und leicht transportiert werden kann. Zumindest in den ersten drei Monaten des Jahres gingen jedoch die meisten der Impfstoffdosen an europäische Kunden: Ihr Anteil am gesamten Umsatz mit dem Medikament lag bei mehr als 80 Prozent.

In den ersten drei Monaten entfiel auf Schwellenländer ein Umsatzanteil von 15 Prozent. Soriot verwies dennoch auf Indien, wo die Pandemie derzeit besonders stark wütet und wo AstraZeneca 90 Prozent des verfügbaren Impfstoffs liefert. "Stellen Sie sich vor, wie Indien ohne unseren Impfstoff aussehen würde", sagte er. Auf dem Subkontinent meldeten die Gesundheitsbehörden allein am Freitag 386.452 Neuinfektionen, so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Die Impfkampagne wird unterdessen von einem Impfstoffmangel ausgebremst, mehrere Bundesstaaten verschoben den Start der Impfungen aller Erwachsenen.

(APA/Reuters)

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