Der absolute Machtwille des belarussischen Diktators zwischen Todesschwadronen und einer staatlich sanktionierten Flugzeugentführung.
Warschau/Minsk. Der Anfang war sauber und demokratisch. Zweieinhalb Jahre lang war Belarus unabhängig, als der 40-jährige Antikorruptionsaktivist Alexander Lukaschenko die ersten demokratischen Präsidentschaftswahlen seines Landes gewann. Zweieinhalb Jahre später verhängte die EU erste Einreisesperren gegen ihn und seine Führungsriege wegen Menschenrechtsverletzungen. Doch bald sollte es schlimmer kommen. 1999 und 2000 verschwanden fünf wichtige Oppositionspolitiker und kritische Journalisten spurlos. Die Politiker sollen allesamt in einem Waldstück bei Minsk hingerichtet und verscharrt worden sein.
Aufgeklärt wurde weder das Verschwinden noch die angeblichen Morde. Aber der Ton wurde damit vor mehr als zwanzig Jahren vom Regime Lukaschenko gesetzt. Und vor diesem Hintergrund ist auch die staatlich sanktionierte Entführung des Ryanair-Flugs von Athen nach Vilnius und die Zwangslandung in Minsk zu sehen, die offensichtlich ein Ziel hatte: Die Festnahme des Regimekritikers Roman Protassewitsch.