Keine Bedenkzeit: Wer ein SMS schreibt oder via WhatsApp oder Signal kommuniziert, verhält sich wie bei mündlicher Kommunikation. Vielleicht sogar mit weniger Hemmungen – denn das mimische Feedback des Gegenübers fehlt.
Kommunikation

Warum Chats in der Politik so gefährlich sind

Darf man Chats veröffentlichen? Sind sie nicht privat? Ja, aber zugleich politisch. Genau darin liegt das Problem. Verstärkt wird es durch das Zwitterwesen dieses Mediums: Es ist schriftlich, hat aber mündlichen Charakter.

Auch in den Tälern der österreichischen Innenpolitik fällt dem laienhaften Beobachter beiläufig ein Zitat von Bob Dylan ein: „They chirp and they chatter, what does it matter?“, singt dieser in „Soon After Midnight“, mit betont lieblicher Stimme, die überhaupt nicht zur sinnlos brutalen Zeile passt, die folgt: „They're lying there dying in their blood.“ Eine lässige, mitunter läppische Form der Kommunikation, die unerwartet schlagend werden kann.

„To chat“ (plaudern) klingt nicht so abfällig wie die verstärkte Form „to chatter“ (schwätzen), aber doch höchst informell. Den Chat – also eine Folge von Nachrichten via SMS oder ähnlichen Kanälen (z. B. Signal, WhatsApp) – kann man als Tratsch übersetzen. Er ist zwar kein Twitter-, aber ein Zwitterwesen. Er ist offensichtlich eine Form schriftlicher Kommunikation, hat aber etliche Züge mündlicher Unterhaltung. Ein SMS ist etwas formloser als ein E-Mail, das wiederum viel formloser als ein papierener Brief ist. Das liegt am schnellen, unmittelbaren Transport der Nachricht, die nicht verhüllt, kuvertiert wird. Sie liegt nicht ab, sie wird instantan geschickt.

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