Coronavirus

Deutsche Impfkommission empfiehlt Covid-Impfung nur für Kinder mit Vorerkrankung

In den USA werden Teenager schon länger gegen Covid geimpft - im Bild ein Impfbus in New York.
In den USA werden Teenager schon länger gegen Covid geimpft - im Bild ein Impfbus in New York.APA/AFP/GETTY IMAGES/Scott Heins
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Kinder ohne Risiko für schwere Covid-Verläufe oder Kontakte mit Risikogruppen sollen vorerst nicht geimpft werden, heißt es in einem Text-Entwurf des Robert-Koch-Instituts. In Bayern sorgt unterdessen die Impfung einer Neunjährigen für Aufregung.

Sollen alle Kinder, für deren Altersgruppe es zugelassene Vakzine gibt, gegen Sars-CoV-2 geimpft werden? Das österreichische Impfgremium empfiehlt das. Die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko) sieht das ein wenig differenzierter, wie aus einem internen Beschlussentwurf, der deutschen Medien vorliegt, hervorgeht. Die am deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) ansässige Stiko empfiehlt die Corona-Schutzimpfung nur für jene Kinder, die unter bestimmten Vorerkrankungen leiden. Die Entscheidung beziehe sich außerdem nur auf den bereits Zwölfjährige zugelassenen Impfstoff von Biontech/Pfizer mit dem Handelsnamen Corminaty.

Als besondere Risken für schwere Covid-19-Verläufe gelten bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren unter anderem Fettleibigkeit oder bestimmte Erkrankungen des Immunsystems. Die Experten empfehlen die Impfung auch für Jugendliche, die an Herzschwäche oder einer schweren Form der Zyanose, einer blauen Verfärbung der Haut, leiden. Auch Bluthochdruck, Lungenkrankheiten, Trisomie-21 ("Down-Syndrom"), eingeschränkte Nierenfunktion, Tumorerkrankungen oder chronische Entzündungen des Nervensystems könnten Gründe für die Verabreichung der Corona-Impfung an Zwölf- bis 17-Jährige sein, heißt es im Dokument.

Umfeld relevant für Impf-Entscheidung

Wesentlich sei bei der Entscheidung für oder gegen eine Impfung auch das Umfeld. Für Kinder, die mit Menschen in einem Haushalt leben, die bei einer Infektion einen schweren Verlauf von Covid-19 zu befürchten haben, sei der mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech ebenfalls zu empfehlen.

Doch für alle anderen Kinder steht in dem Beschlussentwurf: „Der Einsatz von Comirnaty bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12-17 Jahren ohne Vorerkrankungen wird derzeit nicht allgemein empfohlen.“ Am Donnerstag soll die Empfehlung veröffentlicht werden. China hat am Dienstag unterdessen angekündigt, schon Kleinkinder ab drei Jahren mit dem Impfstoff des chinesischen Pharmakonzerns Sinovac impfen zu wollen.

>> Der „Business Insider“ hatte zuerst über den Textentwurf der Stiko berichtet

Neunjährige aus Versehen geimpft

Für Aufregung in Deutschland sorgt außerdem derzeit ein Fall einer Impfung einer Neunjährigen in Bayern. Das Mädchen ist im Impfzentrum in Bobingen im bayerischen Landkreis Augsburg laut Polizei "versehentlich" gegen das Coronavirus geimpft worden. Der Vater des Kindes habe Strafanzeige gegen die Verantwortlichen gestellt, sagte ein Sprecher der Augsburger Polizei am Dienstag auf Anfrage. Es liefen nun Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Es solle geprüft werden, wer an der Impfung am vergangenen Samstag beteiligt gewesen sei und wie es überhaupt zu einer versehentlichen Impfung kommen könne, sagte der Polizeisprecher. Dem Kind gehe es aber gut. Der Polizeisprecher bestätigte damit Berichte der "Augsburger Allgemeinen" und von Hitradio RT1. Demnach hatte der Vater eigentlich einen Impftermin, seine Tochter begleitete ihn.

Den Berichten zufolge soll der impfende Arzt das Mädchen gefragt haben, ob es Angst vor Spritzen habe. Als der Arzt daraufhin den Oberarm des Kinds desinfiziert habe, habe der Vater das noch als Spaß wahrgenommen. Doch dann habe der Mediziner das Mädchen mit dem Impfstoff von Biontech geimpft, der in der EU erst ab zwölf Jahren zugelassen ist.

(APA/dpa)

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