Umweltbomben entlang der Donau

Umweltbomben entlang Donau
Umweltbomben entlang Donau(c) EPA (PETER SOMOGYI-TOTH - HANDOUT)
  • Drucken

60 Haltebecken mit gefährlichen Industrie-Abfällen gebe es laut WWF alleine in Ungarn.

Der ungarische Aluminiumerzeuger MAL AG, aus dessen Auffangbecken Rotschlamm geflossen ist, ist laut WWF international nicht die einzige Umweltbombe entlang der Donau. In Ungarn gibt es mindestens 60 weitere solche Haltebecken mit Industrie-Abfällen. Das größte Rotschlammbecken liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Budapest, in Almasfüzitö, in einem Erdbebengebiet fast direkt an dem Fluss. "Wenn dieses Becken bricht, wäre die Trinkwasserversorgung für weite Teile Ungarns in Gefahr", sagte Andreas Beckmann, der Direktor des WWF-Donau-Programms.

In Serbien sind laut der Umweltorganisation zwei Raffinerien nahe der Donau. Eine davon in Pancevo rund 20 Kilometer von Belgrad und nur zwei Kilometer von dem Fluss entfernt. Unter den Anlagen befinden sich eine Fabrik für Düngemittel, eine zur Herstellung von Vinyl-Chlorid und eine Öl-Raffinerie. Im Jugoslawien-Krieg kam es nach einer Bombardierung durch die Nato zu schweren Umweltproblemen: Durch ein Feuer erfolgte ein Ausfluss großer Mengen toxischer Substanzen wie Chlorid, Ethylendichlorid und Vinylchlorid.

Die Raffinerie Novi Sad ist ebenfalls nahe der Donau. Sie hat eine Kapazität von 2,6 Millionen Tonnen. 2006 ist eine massive Ölverschmutzung der Donau in Rumänien und Bulgarien durch den Schaden einer Raffinerie im ostserbischen Prahovo verursacht worden. Aus den beschädigten Installationen der Raffinerie ist damals eine "unbestimmte" Menge Heiz- und Roherdöl in die Donau gelangt. Ein riesiger Ölfleck, 140 Kilometer lang und 150 Meter breit, wurde im rumänischen und bulgarischen Teil der Donau gesichtet.

In Rumänien stehen zwei Aluminiumhütten in Galati und Tulcea direkt am Donauufer. Im Aluminiumwerk Tulcea werden laut WWF 20 Hektar von giftigem Rotschlamm gelagert. "Ätzende und giftige Staubwolken und viele Lecks hatten bereits Fisch- und Vogelsterben ausgelöst. Ein Unfall dort würde das Donaudelta und die Tierwelt massiv bedrohen", so die Umweltorganisation. Die Becken würden bereits lecken und "die Giftstoffe können durch Wind und Regen in die Umwelt gelangen".

Weitere Risiko-Betriebe befinden sich laut WWF in Planung, inklusive einer umstrittenen Goldmine in Rosea Montana, die mit Hilfe von Cyaniden betrieben wird. Cyanide sind toxische Substanzen, die im Jahr 2000 bei dem katastrophalen Unfall im rumänischen Baia Mare zur Verseuchung des Flusses Tisza geführt haben.

(c) APA

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

bdquoWo schlaefst Ferildquo ndash
Weltjournal

Ungarn: Die tägliche Herbergsuche der Schlammflut-Opfer

Aus der Alu-Fabrik in Kolontár floss viel mehr Giftschlamm aus als befürchtet. Die Bürger fühlen sich im Stich gelassen. Vielen Betroffenen ist kaum etwas von ihrer Habe geblieben. Sie retten, was zu retten ist.
Giftschlamm Feinstaubgefahr groesser angenommen
Weltjournal

Giftschlamm: Feinstaubgefahr größer als angenommen

Die Bewohner kehren nach der Schlammkatastrophe wieder in das Unglücksdorf Kolontar zurück. Laut Greenpeace stellt der Rotschlamm eine enorme Gesundheitsgefahr für die Einwohner dar.
Giftschlamm chemische Elemente entdeckt
Weltjournal

Ungarn: 38 chemische Elemente im Giftschlamm

Die Giftschlamm-Katastrophe wird messbar: Greenpeace veröffentlicht die erste Untersuchung und kommt damit den Behörden zuvor. Fünf der gemessenen Stoffe sind für Menschen und Umwelt besonders gefährlich.
Weltjournal

Ungarn: Keine Zukunft nach der roten Sintflut

Mit einem neuen Schutzwall hofft der ungarische Katastrophenschutz die Gefahr einer zweiten Giftschlamm-Überflutung zu bannen. Bei den Anwohnern der leck geschlagenen Auffangbecken macht sich Mutlosigkeit breit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.