60 Haltebecken mit gefährlichen Industrie-Abfällen gebe es laut WWF alleine in Ungarn.
Der ungarische Aluminiumerzeuger MAL AG, aus dessen Auffangbecken Rotschlamm geflossen ist, ist laut WWF international nicht die einzige Umweltbombe entlang der Donau. In Ungarn gibt es mindestens 60 weitere solche Haltebecken mit Industrie-Abfällen. Das größte Rotschlammbecken liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Budapest, in Almasfüzitö, in einem Erdbebengebiet fast direkt an dem Fluss. "Wenn dieses Becken bricht, wäre die Trinkwasserversorgung für weite Teile Ungarns in Gefahr", sagte Andreas Beckmann, der Direktor des WWF-Donau-Programms.
In Serbien sind laut der Umweltorganisation zwei Raffinerien nahe der Donau. Eine davon in Pancevo rund 20 Kilometer von Belgrad und nur zwei Kilometer von dem Fluss entfernt. Unter den Anlagen befinden sich eine Fabrik für Düngemittel, eine zur Herstellung von Vinyl-Chlorid und eine Öl-Raffinerie. Im Jugoslawien-Krieg kam es nach einer Bombardierung durch die Nato zu schweren Umweltproblemen: Durch ein Feuer erfolgte ein Ausfluss großer Mengen toxischer Substanzen wie Chlorid, Ethylendichlorid und Vinylchlorid.
Die Raffinerie Novi Sad ist ebenfalls nahe der Donau. Sie hat eine Kapazität von 2,6 Millionen Tonnen. 2006 ist eine massive Ölverschmutzung der Donau in Rumänien und Bulgarien durch den Schaden einer Raffinerie im ostserbischen Prahovo verursacht worden. Aus den beschädigten Installationen der Raffinerie ist damals eine "unbestimmte" Menge Heiz- und Roherdöl in die Donau gelangt. Ein riesiger Ölfleck, 140 Kilometer lang und 150 Meter breit, wurde im rumänischen und bulgarischen Teil der Donau gesichtet.
In Rumänien stehen zwei Aluminiumhütten in Galati und Tulcea direkt am Donauufer. Im Aluminiumwerk Tulcea werden laut WWF 20 Hektar von giftigem Rotschlamm gelagert. "Ätzende und giftige Staubwolken und viele Lecks hatten bereits Fisch- und Vogelsterben ausgelöst. Ein Unfall dort würde das Donaudelta und die Tierwelt massiv bedrohen", so die Umweltorganisation. Die Becken würden bereits lecken und "die Giftstoffe können durch Wind und Regen in die Umwelt gelangen".
Weitere Risiko-Betriebe befinden sich laut WWF in Planung, inklusive einer umstrittenen Goldmine in Rosea Montana, die mit Hilfe von Cyaniden betrieben wird. Cyanide sind toxische Substanzen, die im Jahr 2000 bei dem katastrophalen Unfall im rumänischen Baia Mare zur Verseuchung des Flusses Tisza geführt haben.
(APA)