Vilnius evakuiert überhastet die Botschaft in der chinesischen Haupstadt. Peking bezeichnet Sicherheitsbedenken, die Litauen zu dem Schritt veranlasstent, als „völlig haltlos“.
Wie in einem „Kalten-Krieg-Thriller“, bezeichnet der britische „Economist“ die Szenen, die sich vor Litauens Botschaft in Peking abspielten: 19 besorgt aussehende Menschen warteten am Mittwoch auf einer dicht befahrenen Straße mitten in der chinesischen Hauptstadt auf ihre Heimfahrt. Vilnius hatte sie aus Angst um ihre Sicherheit zur Rückkehr nach Europa aufgerufen. Diese Bedenken seien „völlig haltlos“, kritisierte die Volksrepublik.
Die temporäre Schließung der diplomatischen Vertretung ist der Höhepunkt einer wochenlangen Eskalation: Litauen hatte Taiwan heuer die Eröffnung einer De-facto-Botschaft erlaubt. Dies widerspricht dem Pekinger „Ein-China-Prinzip“: China betrachtet den Inselstaat als abtrünnige Provinz. Im November zog China seinen Botschafter aus Litauens Hauptstadt ab und stufte den Status der diplomatischen Beziehungen einseitig auf Geschäftsträgerebene herab. Später wurden Bericht publik, dass die Volksrepublik den gesamten Handel mit dem EU-Staat blockiere.
Die Union stellt der Disput vor große Herausforderungen, sogar ein Solidaritätsmechanismus im Fall von Wirtschaftssanktionen durch Drittstaaten ist angedacht. Litauen wollte am Donnerstag jedenfalls erneut um Unterstützung bei den Mitgliedsstaaten werben. (me)
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