Ist Freiheit ohne Demokratie nur ein Traum der Rechten? Kurz' Arbeitgeber ist Teil einer Welt, in der nichts mehr in Rechts-links-Schablonen passt.
In meinen Studententagen gab es in Wien eine Podiumsdiskussion zur Frage, ob Demokratie und Freiheit zusammenpassen. Zwei Sonderlinge kreuzten ihre Klingen: Der katholische Liberale Erik von Kuehnelt-Leddihn lehnte, im Namen der Freiheit, die Demokratie als „Diktatur der Mehrheit“ ab. Der sozialistisch-grüne Marienverehrer Günther Nenning verteidigte sie. Als Kuehnelt-Leddihn ausrief: „Sollen denn wirklich die 18-jährige Geheimprostituierte und der 70-jährige Professor für Staatswissenschaften denselben Einfluss auf das Wohl eines ganzen Landes haben?“, antwortete Nenning trocken: „Sie haben recht. Die Geheimprostituierte hat ja tatsächlich sehr viel mehr Lebenserfahrung.“
Daran hat mich Peter Thiel erinnert, der neue Arbeitgeber von Sebastian Kurz. Der US-Internet-Unternehmer hat 2009 geschrieben, er halte Freiheit und Demokratie nicht mehr für kompatibel. Das – und seine Unterstützung für Donald Trump – reicht für die meisten Kommentatoren aus, um ihn zu den bösen Rechten zu zählen. Aber es ist lohnend, genauer hinzuschauen. Für Thiel hat Demokratie den Nachteil, Politik zu intensiv werden zu lassen. Und „Politik macht Leute zornig, zerstört Beziehungen und polarisiert die Visionen; ihre Welt ist: ,Wir gegen sie.‘ ,Die Guten gegen die anderen.‘ Politik ist Eingreifen in das Leben anderer Menschen ohne deren Erlaubnis“. Das klingt jetzt nicht wahnsinnig rechts, jedenfalls nicht nach Skinheads oder Führerkult. Und sein Lamento könnte auch von den Grünen kommen: „In Amerika werden Menschen eingesperrt, weil sie weiche Drogen konsumieren, werden Menschen gefoltert und dazu gezwungen, verantwortungslose Finanzfirmen aufzufangen.“