Leitartikel

Die richtige Coronastrategie ist eine Tochter der Zeit

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Omikron verändert weltweit den Umgang mit Corona-Infektionen. Das wirft auch ein neues Licht auf jene Wege, die Schweden und China gegangen sind.

Ab dieser Woche kommt es mit dem Schulbeginn auch in Österreich zum Realitäts-Check für die neue Coronastrategie der Bundesregierung. Denn obwohl das Argument stimmt, dass Kinder in den Schulen regelmäßig getestet werden und es somit einen guten Überblick über die Infektionslage gibt, wird die Rückkehr des Lebens in den Normalbetrieb zu einer Verstärkung der sozialen Kontakte und damit der Infektionen führen. Trotz der sich schneller ausbreitenden Omikron-Variante setzt man auch hierzulande nun auf „kontrollierte Ansteckung“, vulgo „Durchseuchung“.

Eine Vorgangsweise, für die es nachvollziehbare Gründe gibt. So ist Omikron zwar infektiöser, aber weniger gefährlich als die Deltavariante, die Österreich im Herbst den vierten Lockdown bescherte. Ein Szenario, das die Politik nun unbedingt vermeiden möchte. Gleichzeitig hat die Strategieänderung auch Risken. So birgt Omikron für Ungeimpfte nach wie vor eine hohe Gefahr, auf der Intensivstation zu enden oder zu sterben. Besonders tragisch ist die aktuelle Situation daher für jene Menschen, deren Körper trotz Impfung keinen Schutz aufbauen. Dass bei diesen das Gefühl entsteht, im Regen stehen gelassen zu werden, ist verständlich. Gleichzeitig ist die Alternative – erneute massive Einschränkungen für die Allgemeinheit – gesellschafts- und wirtschaftspolitisch nicht mehr umsetzbar.



Bei vielen Menschen machte sich zuletzt daher das Gefühl breit, als ob die Entbehrungen der vergangenen zwei Jahre umsonst gewesen sein, wenn nun ohnehin jeder irgendwann infiziert wird. Doch das stimmt nicht. So ist der Umgang mit der Pandemie sehr stark mit den konkreten Gegebenheiten verknüpft. Und diese haben sich im Lauf der Zeit (vor allem seit Omikron) verändert. Das zeigt auch ein Blick auf Länder, die Sonderwege gegangen sind.

Ein Beispiel dafür ist Schweden. Die Skandinavier setzten von Anfang an vor allem auf Empfehlungen und weniger auf staatliche Verordnungen wie das Schließen von Geschäften oder Schulen. Anfangs schossen die Todeszahlen deswegen rasant nach oben, weshalb Schweden massiv kritisiert wurde. Inzwischen hat sich das Bild jedoch gewandelt. So blieb die vierte Welle de facto aus. Und seit Weihnachten ist auch die relative Zahl der Coronatoten in Österreich höher als in Schweden.

Natürlich ist es noch zu früh, den schwedischen Weg zu loben. So hat das Land einerseits den geografischen Vorteil der dünnen Besiedelung und liegt im Vergleich mit seinen skandinavischen Nachbarn immer noch hinten. Zudem gehen auch die Omikron-Fälle derzeit rasant nach oben. Dafür hat Schweden kaum aggressive Maßnahmengegner und die im Dezember eingeführte 1-G-Regel für größere Indoor-Veranstaltungen wurde anstandslos akzeptiert.

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