Der französische EU-Kommissar Breton fordert hohe Ausgaben für umstrittene Technologie. Anders sei es unmöglich, dass Europa bis 2050 klimaneutral wird.
Die Europäische Kommission verteidigt ihre umstrittene Entscheidung, Kernkraft als nachhaltige Energiequelle zu klassifizieren, mit der Prognose, dass im Jahr 2050 mindestens 15 Prozent der gesamten Stromproduktion Europas aus dieser Quelle stammen würden. Derzeit sind es 26 Prozent. Um diese Leistung erbringen zu können, seien in den drei Jahrzehnten bis dahin mindestens 500 Milliarden Euro an Investitionen in den Bau neuer Atomkraftwerke erforderlich, erklärte Thierry Breton, der französische EU-Kommissar für den Binnenmarkt und Dienstleistungen, in einem Interview mit der Zeitung „Journal du Dimanche“.
Zudem seien schon im laufenden Jahrzehnt zusätzlich mindestens 50 Milliarden Euro erforderlich, um die bestehenden Kernkraftwerke zu modernisieren, fügte er hinzu. Das sei der Grund, wieso die Kommission zum Jahreswechsel in ihrer sogenannten Taxonomie vorgeschlagen hatte, Atom- und Gaskraftwerke unter hohen Sicherheitsauflagen und Effizienzgraden als nachhaltig zu bewerten. Investoren würden, falls dieser Vorschlag erwartungsgemäß von Europaparlament und Rat beschlossen wird, Ausgaben für den Bau solcher Anlagen als nachhaltig verzeichnen dürfen. Frankreich ist als größter europäischer Betreiber und Exporteur von Atomkraftwerken die treibende Kraft hinter diesem Vorhaben.
Breton sagte zudem, dass jährlich 65 Milliarden Euro für den Ausbau der erneuerbaren Energieträger erforderlich seien, um das Ziel der EU zu erreichen, im Jahr 2050 klimaneutral zu sein, also netto nicht mehr zum Treibhauseffekt beizutragen. Die Kommission verlängerte übrigens die Frist zur Befassung der nationalen Experten mit ihrem Taxonomievorschlag vom 12. auf den 21. Jänner.