Marschiert Russland in die Ukraine ein, verhängt der Westen Sanktionen. Aber Moskau hat sich längst gegen einen möglichen „Wirtschaftskrieg“ mit dem Westen gewappnet. Wäre ein neuerlicher Schock also verkraftbar? Und was passiert, wenn der Westen aufs Ganze geht?
Je sakrosankter Wladimir Putin im Laufe seiner über 20-jährigen autokratischen Herrschaft wurde, umso legendenhafter wurden auch die Erzählungen über die angebliche Einzigartigkeit seiner Fähigkeiten. Er beherrsche die Täuschung im Kampf wie kein Zweiter, sagte etwa sein einstiger Judolehrer später über ihn. Er zeige wie ein Wunderspiegel jedem das Gesicht, das von ihm erwartet werde, erzählen andere. Und generell sei er ein blendender Taktiker.
Was in diesen durchstilisierten und gern übertriebenen Erzählungen oft untergeht: Der heute 69-jährige Kremlchef und sein Beraterstab beherrschen nicht nur das taktische und oft dreiste Spiel. Sie beherrschen sehr wohl auch die längerfristige Strategie.
Nirgends wird das derzeit so offensichtlich wie in der makroökonomischen und der fiskalischen Politik. Seit Jahren verfolgt Moskau das Ziel, sich mit einer konservativen Wirtschaftspolitik gegen äußere Schocks zu wappnen, Reserven aufzubauen und mit diversen Kunstgriffen unverwundbar zu machen. Und sieht man sich die Eckdaten an, lässt sich angesichts einer möglichen Eskalation im Ukrainestreit und möglicher harter Sanktionen seitens des Westens sagen: Russland ist wirtschaftlich und finanziell darauf vorbereitet wie nie.