Corona-Regeln

Lockerungen an Schulen für Experten "verfrühter Schritt"

Ab 14. Februar fällt die Maskenpflicht am Sitzplatz in Volksschulen.
Ab 14. Februar fällt die Maskenpflicht am Sitzplatz in Volksschulen.(c) Getty Images (Maja Hitij)
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Wie „bei Höchstinzidenz“ Lockerungen für die Maskenpflicht an Schulen verkündet werden können, ist für den Mikrobiologen Michael  Wagner nicht ganz nachvollziehbar. Er erwartet sich dadurch ein gesteigertes Infektionsrisiko für die Kinder.

Nachdem die Regierung Lockerungen bei den allgemeinen Corona-Maßnahmen angekündigt hat, folgte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwoch mit dem weiteren Fahrplan an den Schulen. Ab 7. Februar fällt an den Schulen die Maskenpflicht im Turnunterricht, eine Woche später muss in den Volksschulen auch am Platz kein Mund-Nasen-Schutz mehr getragen werden. Für Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien, der für die Gurgelstudie an den Schulen verantwortlich war, sind diese Änderungen zum aktuellen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar. Er erwartet sich dadurch ein gesteigertes Infektionsrisiko für die Kinder. "Bis Ostern warten wäre besser gewesen", so Wagner.

"Bei Höchstinzidenzen diesen Schritt zu setzen, ist ein seltsames Signal", zeigte sich der Wissenschafter über die Lockerungen erstaunt. Schon jetzt seien die Infektionszahlen in der (zu einem Gutteil ungeimpften) Altersgruppe der Schüler hoch und durch den teilweisen Wegfall der Maskenpflicht "werden sich sicherlich mehr Kinder anstecken als mit Masken", betont Wagner. Diese seien immerhin eine äußerst wirksame Maßnahme gegen Ansteckungen, selbst wenn sie in diesen Altersgruppen nicht immer richtig getragen würden.

Warum nicht bis Ostern zugewartet?

"Wenn es um den Schutz unserer Kinder geht, ist das ein verfrühter Schritt", sieht er die neuen Vorgaben skeptisch. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, wieso die Regierung mit einer Lockerung nicht bis Ostern zugewartet hat, wenn aller Voraussicht nach die Omikronwelle zum Großteil abgeklungen und auch dank des Wetters wieder mit viel geringeren Inzidenzen zu rechnen ist. Es sei zwar klar, dass aufgrund der Immunfluchteigenschaften und der schnellen Vermehrung von Omikron auch mit Masken und Testen an den Schulen nicht vollständig zu verhindern ist, dass sich Kinder anstecken. Bisher sei aber neben der Aufrechterhaltung des Schulbetriebs auch ein Ziel gewesen, mehr Schülern Zeit zu verschaffen, doch noch ein Impfangebot zu nutzen bzw. auch deren jüngere Geschwisterkinder vor einer Übertragung im Haushalt zu schützen, für die es derzeit noch keine zugelassenen Impfstoffe gibt.

Immerhin mache es einen großen Unterschied, ob das Virus auf ein geimpftes Kind treffe oder auf ein immunologisch naives, so Wagner mit Verweis auf das bei manchen Kindern nach einer Coronainfektion auftretende gefährliche Hyperinflammationssyndrom und Long Covid. Gerade bei den Jüngeren sehe man bei Omikron zudem höhere Hospitalisierungsraten als bei bisherigen Varianten.

Neben dem individuellen Risiko, das eine Erkrankung mit sich bringt, befürchtet Wagner auch eine massive Störung des Schulbetriebs durch eine Zunahme der Infektionsfälle. Das schlage dann auch in weiterer Folge auf die Wirtschaft durch, immerhin müssten viele Eltern dann gleichzeitig kranke Kinder betreuen. "Ich sehe keinen Anlass für diese Änderungen zum jetzigen Zeitpunkt - außer wenn das Hauptziel der Maßnahmen im Schulbereich war, die Erwachsenen-Intensivstationen vor Überlastung zu schützen".

(APA)

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