Sichere Häfen

Goldpreis klettert auf Euro-Rekord

Employee works at Krastsvetmet non-ferrous metals plant in Krasnoyarsk
Employee works at Krastsvetmet non-ferrous metals plant in KrasnoyarskREUTERS
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Die Anleger flohen am Montag in Gold, Dollar, Franken und Staatsanleihen. Ein Franken kostete zeitweise mehr als einen Euro. Für eine Feinunze Gold musste man im Tagesverlauf 2000 Dollar hinlegen.

Zeiten, in denen an den Märkten ein Rekord nach dem anderen fällt, sind nicht immer gute. Am Montag gab es wieder einige Rekorde zu vermelden. Der Goldpreis kletterte zeitweise über die Marke von 2000 Dollar je Feinunze (das hatte er bereits einmal getan, nämlich im Sommer 2020), zugleich markierte er in Euro ein neues Rekordhoch bei mehr als 1830 Euro. Zum Rekordhoch von etwas mehr als 2075 Dollar fehlten dem Goldpreis zunächst noch vier Prozent. Geht der Anstieg in diesem Tempo weiter, dauert es wohl nicht mehr lang: Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat der Preis um fünf Prozent zulegt, seit Jahresbeginn um neun Prozent.

Grund ist die Angst vor einer hohen Inflation – diese Sorge hat sich durch die Gespräche der USA, Europas und Japans über einen möglichen Öl-Importstopp verschärft – sowie vor einem schwächeren weltweiten Wirtschaftswachstum, wenn nicht gar vor einer Rezession. Da Gold ein knappes Gut ist (zu den bereits vorhandenen 200.000 Tonnen kommen jährlich nur etwa 3000 Tonnen hinzu), soll es der Inflation trotzen, was es nicht in jeder Phase, aber über die Jahrhunderte durchaus getan hat. Die steigenden Rohstoffpreise könnten nun die Teuerung anheizen, zugleich ist die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed die Inflation mit unerwartet vielen oder hohen Zinserhöhungsschritten bekämpft, gesunken – zu prekär ist derzeit die politische und ökonomische Lage. Auch die fallenden Anleiherenditen machen Gold, das keine Zinsen abwirft, relativ attraktiv, denn Zinsen bekommt man derzeit auch mit deutschen Staatsanleihen nicht – warum also nicht gleich Gold kaufen?

Angst vor Stagflation

„Jede Eskalation des Krieges könnte die Weltwirtschaft in Richtung Stagflation (kein Wachstum bei hoher Inflation) stürzen, was für Gold ein sehr positives Szenario wäre“, zitiert Bloomberg Carsten Menke von Julius Bär. „Investoren, die mit einer Verschlechterung rechnen, könnten Schutz in Gold suchen, sollten sich aber bewusst sein, dass die Preise zurückgehen, wenn sich ihre Annahme nicht bestätigt.“
Indes hat sich Gold – anders als Bitcoin, welches ebenfalls ein knappes Gut ist – als Krisenwährung bewährt: Immer wenn Kriege, Krisen, Ängste hochkochen, steigt der Preis des glänzenden Edelmetalls.
Am Montag war es die Zuspitzung des Russland–Ukraine-Krieges, der die Anleger in Gold, Dollar, Franken, Yen und Staatsanleihen trieb. Nicht nur nach physischem Gold (Münzen und Barren) war die Nachfrage hoch: Gold-ETFs (Fonds, die mit Gold unterlegt sind) verzeichneten Zuflüsse, die ihre Bestände auf ein Jahreshoch beförderten, und an der Rohstoffbörse Comex wetteten Hedgefonds so stark auf steigende Goldpreise (in Relation zu den Wetten auf fallende Preise) wie zuletzt im August 2020, als Gold ein Dollar-Rekordhoch erreicht hatte.
Doch flohen die Anleger auch in als sicher geltende Währungen wie Dollar oder Franken. Für einen Euro musste man zuletzt nur noch 1,08 Dollar bezahlen, zu Jahresbeginn waren es noch 1,13 Dollar. Beim Schweizer Franken muss man bereits Jahre zurückschauen, um einen vergleichbaren Wert wie jetzt zu sehen: In der Nacht auf Montag erhielt man für einen Euro zeitweise nicht einmal mehr einen ganzen Franken. Das war ein Siebenjahrestief. Vor sieben Jahren hatte die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs für den Euro zum Franken aufgehoben, woraufhin der Franken in die Höhe geschnellt war. Am Montagnachmittag kostete ein Euro wieder 1,004 Franken.

Inflationsanleihen gefragt

Die Rendite für zehnjährige deutsche Bundesanleihen fiel und näherte sich wieder dem negativen Terrain. Die Rendite fällt immer dann, wenn die Nachfrage nach Anleihen sehr hoch ist und der Preis steigt. Kauft man das Papier zu einem höheren Preis, erhält man eine entsprechend geringere Rendite. Besonders gefragt waren inflationsgeschützte Anleihen, bei denen Anleger zusätzlich zum Kupon einen Inflationsaufschlag erhalten: Die Renditen der zehnjährigen Titel aus Deutschland und Frankreich fielen auf Rekordtiefs von minus 2,513 beziehungsweise minus 2,272 Prozent.

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