In ein paar Wochen werde der russische Präsident ernsthaft in Verhandlungen gehen, glaubt Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski. Er selbst saß zehn Jahre in Haft und ruft nun von London aus zum Protest auf – was Armin Wolf zu einer unnötig provokanten Frage motivierte.
Auch das Expertentum unterliegt Konjunkturen – nach dem langen Hoch der Corona-Erklärer erlebten nun die Putin-Kenner ihre Blüte: Zwar meldet sich der russischen Machthaber durchaus selbst zu Wort, aber seine Denkweise entzieht sich in vielem dem Nachvollziehbaren, sodass man durchaus „Dolmetscher“ braucht. Am Montagabend beeindruckte der Kreml-Kritiker und ehemalige Oligarch Michail Chodorkowski in der „ZiB 2“ in dieser Rolle.
Nur knapp sieben Minuten lange sprach er – auf Russisch, simultan übersetzt – mit Moderator Armin Wolf. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatte in derselben Sendung mehr als doppelt so viel Zeit. Man wünschte, es wäre umgekehrt gewesen. Gerne hätte man mehr von dem gehört, was Chodorkowski auf seine nüchterne Art analysierte und prophezeite – freilich auch, weil der Inhalt gefiel.