Veranlagung

Inflation könnte Geldvermögen deutlich verringern

ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann warnt die deutsche Bundesregierung davor, diese Entwicklung mit breiten Hilfspakten wegen steigender Energiekosten noch weiter zu verstärken.

Die durch stark steigende Energiepreise angetriebene Inflation droht nach Expertenansicht Sparvermögen und Altersvorsorge besonders stark zu entwerten. "Der aktuelle Inflationsschub könnte Geldvermögen, das mit geringen oder überhaupt keinen Zinsen investiert ist, um etwa zehn Prozent im realen Wert verringern", sagte der Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe).

"Das dürfte für viele ein Rückschlag für die Altersvorsorge bringen", so der ZEW-Ökonom. Er warnte die deutsche Bundesregierung davor, diese Entwicklung mit breiten Hilfspakten wegen steigender Energiekosten noch weiter zu verstärken. "Man kann durch zusätzliches Geldausgeben kein Gas herzaubern, das es nicht gibt", sagte Heinemann. "Von der Bazooka und populistischen Hilfen für alle ist dringend abzuraten", betonte der Wirtschaftsforscher.

Stattdessen sei "eine sehr zielgenaue Politik" gefragt. "Sehr präzise Hilfen" sollten armen Haushalten sowie energieintensiven Unternehmen zu Hilfe kommen, "die durch den Putinschen Krieg sonst in die Pleite gleiten würden", warb Heinemann.

Inflation als Preis für erfolgreiche Politik

Besonders in den USA hätten zu groß dimensionierte Konjunkturprogramme die Inflation sehr kräftig angeheizt, führte der Ökonom aus. "Die preistreibenden Knappheiten bei Mikrochips und vielen international gehandelten Gütern sind auch auf die weltweiten Corona-Hilfsprogramme zurückzuführen", sagte Heinemann. "In gewisser Weise ist die Inflation der Preis für eine erfolgreiche Politik, die den Corona-Absturz abgemildert hat." Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse nun über ihren eigenen Schatten springen und eine Zinserhöhung vornehmen.

Angesichts der immens hohen Inflation warnten indes deutsche Sozialverbände und Gewerkschaften am Wochenende Alarm geschlagen und deutliche Entlastungen für ärmere Haushalte gefordert. Vor allem die steigenden Lebensmittelpreise "treffen die Ärmsten am härtesten", warnte die Diakonie Deutschland am Sonntag vor dem Hintergrund, dass ab Montag vor allem in Discountern weitere Preiserhöhungen drohen. Der Sozialverband VdK forderte ein wirksames Entlastungspaket, das auch Rentner berücksichtigt.

(APA/AFP)

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