In der Wiener Theaterszene kursieren seit Monaten Gerüchte über die künftige Leitung des Burgtheaters. An Kandidatinnen und Kandidaten mangelt es nicht.
Am Donnerstag ist die künstlerische Geschäftsführung des Burgtheaters ab 1. September 2024 ausgeschrieben worden. Erwartet werden "agile Organisationsstrukturen sowie innovative Arbeitskulturen und Produktionsweisen", heißt es in der Ausschreibung, auf die bis 17. Oktober mit einer Bewerbung inklusive eines künstlerischen Konzepts und der Gehaltsvorstellungen reagiert werden kann.
Die Ausschreibung des Postens ist gemäß Bundestheaterorganisationsgesetz notwendig. Der jetzige Burgtheaterdirektor Martin Kušej hatte angekündigt, sich erneut bewerben zu wollen.
Verlängerung, aber nur für zwei Jahre?
In der Wiener Theaterszene, aber auch weit darüber hinaus, kursieren seit Monaten Gerüchte über die künftige Leitung des Burgtheaters. So etwa wurde breit gestreut, dass die bisherigen Direktoren von Wiener Staatsoper und Burgtheater wegen der Corona-Krise, die zwei Saisonen stark negativ beeinträchtigt habe, die Chance erhalten, dass ihre Verträge um zwei weitere Jahre verlängert werde. Bei Staatsoperndirektor Bogdan Roščić hat sich diese Minimallösung nicht erfüllt, es lief viel besser für ihn: Bereits im Juni 2022 wurde sein bis 2025 laufender Vertrag um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert.
Vom Burgtheater-Direktor sind bisher weder die minimale noch die maximale Lösung bekannt. Der Vertrag von Martin Kušej läuft mit Ende der nächsten Saison 2024 aus. Es wäre also, bedenkt man die Programmplanung großer Bühnen, höchste Zeit für eine Entscheidung.Nun ist die Ausschreibung offiziell, wobei jedoch in Wien der politische Grundsatz gilt: Sobald sie da ist, hat man die Entscheidung bereits gefällt. Für die ist vor allem Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer zuständig. Sie soll mit dem Burg-Chef wegen zu wenig Präsenz nicht zufrieden sein. Das war jüngst auch der Tenor einer Analyse im Nachrichtenmagazin „Profil“. Kušej habe „eine gemischte Performance hingelegt: Viele Produktionen blieben hinter den Erwartungen zurück“.
Wenn Mayer nun, wozu sie in der Personalpolitik ohnehin tendiere, eine Frau zur neuen Burgtheaterdirektorin machte, fände man kaum Argumente dagegen. An Kandidatinnen mangelt es an der kulturellen Gerüchtebörse nicht, auch wenn die Genannten sich verständlicherweise bedeckt halten.
Barbara Frey, bis 2023 Intendantin der Ruhrtriennale, die eben erst im Akademietheater mit ihrer Inszenierung von „Das weite Land“ reüssierte, wird häufig genannt. Sie soll bisher aber abgeneigt sein.
Starkes Interesse wird der Direktorin des Landestheaters Niederösterreich, Marie Roetzer nachgesagt. Der Vertrag von Bettina Hering als Schauspielchefin der Salzburger Festspiele endet nächstes Jahr.
Nicht zu vergessen sind auch Männer mit Beziehungen zum Burgtheater: Sowohl Andreas Beck als auch Joachim Lux waren als Dramaturgen am Burgtheater. Beck leitet seit 2019 in der Nachfolge von Kusej das Residenztheater in München, Lux seit 2009 das Thalia Theater in Hamburg – zwei große Theater-Tanker also.
(APA/Red.)