"Unruhen"

Mehr als 120 Ermittlungsverfahren gegen Demonstranten im Iran

Polizeiaufgebot in Teheran. Die Sicherheitskräfte gehen mit harter Hart gegen Demonstrierende vor.
Polizeiaufgebot in Teheran. Die Sicherheitskräfte gehen mit harter Hart gegen Demonstrierende vor.via REUTERS
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Die Beschuldigten seien während der jüngsten "Unruhen" festgenommen worden, heißt es. Der Staatsanwalt von Teheran kündigt entschiedenes Vorgehen dagegen an.

Die iranische Justiz hat gegen mehr als 120 Teilnehmer der massiven Proteste im Land Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wie "Mizan Online", die Website der iranischen Justiz, am Mittwoch mitteilte, wurden allein in der Hauptstadtprovinz Teheran 60 Verfahren gegen Protestierende eingeleitet. Weitere 65 Verfahren wurden aus der südlichen Provinz Hormozgan gemeldet.

Die Beschuldigten seien während der jüngsten "Unruhen" festgenommen worden, hieß es. Zu den konkreten Vergehen wurden keine näheren Angaben gemacht.

Entschiedenes Vorgehen gegen "Unruhen"

Der Chef der Justiz in Hormozgan, Mojtaba Gharemani, ging näher auf die Vorwürfe ein. "Angesichts der Tatsache, dass die (beschuldigten) Aufrührer eine zentrale Rolle bei der Entstehung der illegalen Versammlungen, Brandstiftung und den Angriffen auf öffentlichen und privaten Besitz hatten und sie Schrecken in der Bevölkerung verbreitet haben, hat der Staatsanwalt ihre Fälle schnell geprüft", wurde Gharemani von "Mizan Online" zitiert.

Der Staatsanwalt von Teheran, Ali Salehi, sagte laut "Mizan Online": "Von jetzt an wird mit denjenigen, die das Leben und den Besitz von Menschen, Polizisten und Militärs oder städtische Einrichtungen angreifen und die Menschen zu Unruhen ermutigen oder aufrufen, auf entschiedene Weise verfahren."

Tod in Gewahrsam der Sittenpolizei

Die Proteste wurden durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst. Die 22-Jährige war am 16. September in Teheran gestorben, nachdem sie dort drei Tage zuvor von der Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen wurde, ihr Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben.

Bei den folgenden Kundgebungen starben Dutzende Menschen, zumeist Demonstranten, aber auch Sicherheitskräfte. Es gab hunderte Festnahmen in mehreren Städten des Landes.

(APA/AFP)

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